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Nr. 26. HEIDELBERGER 1859.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Aus dem Nachlasse von Joh ann Friedrich Heinrich Schlos-
ser. Hcrausgegeben von Sophie Schlosser. Vierter Bd.
Prosaische Schriften. Mainz, Verlag von Franz Kirchheim.
1859. Auch mit dem besondern Titel: Prosaische Schriften
von Johann Fried. JI einri ch S chlo s s er. Aus dessen
Nachlass herausgegeben von Sophie S chlo s s er. Mainz,
Verlag von Franz Kirchheim, 1859. 231 S. in 12.
Wir haben seiner Zeit von den drei früher erschienenen Bänden
aus dem Nachlasse eines der edelsten und durch wahre Bildung aus-
gezeichneten Männer unter unsern deutschen Zeitgenossen in diesen
Blättern Kunde gegeben. An die durch Auswahl und durch die Kunst
der Nachbildung vorzügliche Sammlung von Gedichten aus den Litera-
turen der Kulturvölker (I. Bd., Wanderfrüchte) reihten sich eigne Ge-
dichte (II. B.) und Legenden (III. Bd.). S. d. Jahrb. 1858, Nr. 16.
Den Schluss bilden in dem vorliegenden Bande die prosaischen Schriften.
Auch dieser Theil gibt Zeugniss von dem Charakter ihres Verfassers,
„von seinem sittlichen Ernste, womit er die höchsten geistigen Aufgaben
erfasste, von der Gediegenheit und edlen Anspruchslosigkeit, womit
er zu arbeiten gewohnt war“, wie die verehrungswürdige Herausge-
berin diesen Charakter des Verklärten so treffend bezeichnet.
Wir wollen nun die einzelnen Aufsätze, welche hier gesammelt
sind, näher angeben. Wenn bei einigen derselben die Zeit, in wel-
cher und der individuelle Zweck, für welchen sie verfasst sind, nicht
äusser Berücksichtigung zu lassen sind, so zeigen alle in der gei-
stigen Richtung so wie in der Darstellung Vorzüge, welche unab-
hängig von solchen individuellen Bedingungen und darum von all-
gemeinem, bleibendem Werthe sind.
Der erste Aufsatz „über die Gedächtnisskunst und deren An-
wendung besonders bei den Griechen und Römern“ ist eine Vor-
lesung, gehalten vor einer gemischten Versammlung im Frühlinge
des Jahrs 1813. Es war diess jene Zeit, wo zuerst in Deutschland
einige Mnemoniker herumzureisen anfingen und das Publikum mit
ihren Kunststücken in Erstaunen setzten. Es lag darin für den Ver-
fasser die Veranlassung zu zeigen, dass die Gedächtnisskunst, wie
sie hier angewendet wurde, schon im Alterthum erfunden und aus-
gebildet, besonders als Hilfsmittel der öffentlichen Beredtsamkeit be-
nützt wurde. Es wird zu diesem Zwecke die Hauptquelle unserer
Kenntniss dieses Gegenstandes, jene bekannte Stelle aus der Rheto-
rik an Herennius übersetzt und erläutert; vorher aber wird über die
Stellung, welche das Gedächtniss in der Reihe unsrer geistigen Func-
tionen und in der Entwicklung der frühem Culturperioden einnimmt,
LII, Jabrg. 6. Heft. 26
 
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