Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
402

Aus dem Nachlasse von Job, Fried. Heinr. Schlosser.

gehandelt. Es konnte hier nicht die Aufgabe sein, die Angaben
der alten Schriftsteller über die Mnemonik vollständig zusammenzu-
stellen und zu erörtern (etwa wie dieses zwanzig Jahre später von
Morgenstern: De arte mnemonica, Dorpat. 1834 geschehen ist), son-
dern es war nur das Wesentliche der Sache darzustellen. Dieses
ist hier mit Sachkenntniss, Geist und in einer sehr entsprechenden
Form geschehen.
Das folgende „Bruchstück zur geschichtlichen und kritischen
Würdigung Ossians. 1819“ enthält eine Darstellung der Verhand-
lungen über diese literarische und kritische Cause cdlebre der Frage
über die Echtheit der Ossianischen Gedichte nach dem damaligen
Stande der Sache zu der angegebenen Zeit. Es ist bekannt, dass
inzwischen durch die von der Higbland-Gesellschaft im Jahre 1834
veranlassten Preisschriften die Untersuchung weiter geführt worden
ist. Schlosser entscheidet sich für die Echtheit der Ossianischen Ge-
dichte und für die Ansicht, welche die Entstehung derselben in eine
um einige Jahrhunderte spätere Zeit setzt, als der erste Herausge-
ber und diejenigen, welche mit ihm Ossian in das dritte Jahrhun-
dert nach Christus setzten. Es werden hier nicht blos die Gründe
und Gegengründe in dieser kritischen Frage klar zusammengestellt
und verständigt abgewogen, sondern auch manche einzelne interes-
sante Bemerkungen eingeflochten, welche von dem Studium des Ver-
fassers zeugen und von dem Interesse, welches er den Ossian’schen
Gedichten widmete. Und fürwahr, mögen uns die neusten Ergeb-
nisse einer schonungslosen Kritik auch von den früher für echt er-
haltenen Werken des alten Barden und der alten Jahrhunderte noch
so wenig übrig lassen wollen, der Eindruck, den diese Gedichte auf
Gemüth und Phantasie hervorbringen, der Reiz, welcher uns zu ih-
nen hinzieht, wird für jede Generation stets neu fortdauern, wer auch
ihr Urheber sein mag.
Das dritte Stück: „über Martin Opitz und Philipp Sidney, 1820a
ist ein Aufsatz, welcher verdient, dass man in jeder Geschichte der
englischen und der deutschen Literatur auf ihn Rücksicht nimmt.
Er enthält eine sehr treffende Charakteristik des genannten deutschen
Dichters; die Nachweisung, wie die niederländische, französische,
englische Literatur auf ihn einwirkte und zwar namentlich die drei
Schriftsteller der genannten drei Nationen: Daniel Heinsius, Ronsard
und Philipp Sidney. Darauf wird insbesondere von dem zuletzt ge-
nannten, sowohl durch seinen persönlichen als literarischen Charakter
und Einfluss ausgezeichneten Manne gehandelt. Dabei wird von sei-
nen literarischen Werken eine anschauliche und treffende Charakte-
ristik gegeben, und als Einleitung dazu eine eben solche Charakteri-
stik der literarischen Bildung und des poetischen Geschmackes in
dem Zeitalter der Königin Elisabeth. Zum Schlüsse folgen Ueber-
setzungen einiger Gedichte Sidney’s, welche als Probe seiner poe-
tischen Werke mitgetheilt werden. Wenn alle Uebersetzungen Schlos-
sers, wie wir schon früher wiederholt zu bemerken Gelegenheit hat-
 
Annotationen