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Schill: Die Tertiär- und Quartär-Bildungen am Bodensee. 371
wegen eines Reichthums der Flora und Fauna, wie solchen wenige
Orte in der Welt aufzuweisen haben. Von Pflanzen-Arten gibt Heers
neuestes Werk 260 an. Ueberraschend ist die Menge der Insekten;
man kennt jetzt etwa 68 Genera von Käfern, welche hauptsächlich
durch Buprestiden und Hydropbiliden (d. h. Wespen und Wasser-
käfer} vertreten sind. Ausgezeichnete Naturforscher haben sich be-
kanntlich mit Oeningens Flora und Fauna beschäftigt, *Avie Agassiz,
H. v. Meyer, A. Braun, Heer u. A. Die Resultate, zu welchen
dieselben gelangten, sind: dass Oeningen hinsichtlich seiner fossilen
Pflanzen- und Thierwelt nur geringe Aehnlicbkeit mit der jetzigen
am Bodensee, jedoch eine grosse mit der lebenden Japans UDd Nord-
amerikas zeigt, während nur ein Theil der Pflanzen und die Fische
der gegenwärtigen Schöpfung am Bodensee näher stehen. — Gleich-
falls in der Nähe des Bodensees und auf oberer Süsswassermolasse
ruhend, erscheint die Lignit-Bildung: Mergel, Kalke, Thone mit un-
tergeordneten Flötzen von Braunkohle. Von organischen Resten fin-
den sich am Schienerberge Blätter von Salix, Acer, am Bodensee
Schalen von Limneus, Helix, Planorbis, sowie Samen von Chara.
Dies Gebilde ist das Aequivalent des Litorinellenkalkes im Mainzer
Becken. — Im Höhgau kommen am Hohenkrähen — einem der
stattlichsten Phonolith-Kegel jener Gegend von 2148 Fuss Meeres-
höhe — Phonolithtuffe vor, die neben Bruchstücken sedimentärer
und krystallinischer Gesteine hin und wieder eine Schnecke enthal-
ten, die unter verschiedenen Namen (z. B. als Helix sylvestrina)
aufgeführt wurde, nach Sandberger aber Helix Moguntina Desh. ist,
welche sich bisweilen auch in den basaltischen Tuffen des Wester-
waldes und in der Rhön einstellt.
Quartärbildungen erscheinen sowohl in den Umgebungen des
Bodensee’s als am Randen und im Höhgau in nicht unbedeutender
Verbreitung. Es sind Nagelflue und Gerolle, bestehend aus Gestei-
nen der Alpen, der Rheinquellen, der Tödikette, des Rhätikons, Sen-
tis, des Quellenbezirks der 111 und des gesammten Vorarlberges.
Diese beiden Zustände des Gerölle-Gebildes oder Diluviums als Na-
gelflue und lose Gerolle sind — wie Schill ganz richtig bemerkt—•
mit der Entstehungs-Geschichte der jüngsten Gestaltung des Landes
enge verknüpft und entsprechen verschiedenen periodischen Abschnit-
ten, aus deren letzterem die hydrographischen Verhältnisse der Ge-
genwart grösstentheils hervorgingen. — Von organischen Resten hat
man im Gerolle Elephas primigenius und Equus caballus gefunden
und in einem quartären Mergel am Galierthurm bei Ueberlingen zahl-
reiche Conchylien, worunter die für den Löss so bezeichnenden Suc-
einea oblonga und Helix bispida. — In den Spalten der Höhen des
weissen Jura lagern am Randen die Bohnerze der Qnartärperiode
mit der dritten Säugethierzone, den Bohnerzen von Salmendingen u.
a. 0. an der schwäbischen Alp identisch.
An die Schilderung der Quartärformation reiht Schill noch in«
teressante Betrachtungen über die Bildung des Rheintbal- Durch«
 
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