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146

Aeschyli Eumenides.

Devrient in Leipzig) alle Ehre und kann den Beweis liefern, dass auch die
deutsche Presse den Leistungen des Auslandes keineswegs nachsteht. Ein
glänzend weisses Papier, vorzügliche Lettern, ein durchaus rein gehaltener
Druck spricht ungemein an : eine allerdings geschmackvolle Verzierung ist in
so fern hinzugekommen, als auf jeder Seite die Pagina, die Aufschrift des
Stücke, die Bezeichnung der Abtheilungen in den melischen Abschnitten und
die Verszahlen mit rother Farbe gegeben sind. Die Vorrede des ungenannten
Herausgebers verbreitet sich über die Verdienste Ilermann’s um die Kritik des
Aeschylus, ohne dass jedoch diese damit zu einem Abschlüsse gebracht wor-
den wäre, da noch Manches in dieser Beziehung zu thun übrig gelassen sei:
„sunt graviora et gravissima (heisst es S. XI) tot ac tanta, quibus expedien-
dis vix felix Hermanni audacia, aquilino volalu tardigradulam artem prori-
pientis, certe ausibus vita longa et huic poetae cum maxime devota non suf-
fecerit“; der Herausgeber will vielmehr versuchen, einen Schritt weiter zu
thun, um so mehr als von dem, was ausgezeichnete Männer nach Hermann
auf diesem Gebiete geleistet, nicht viel Beistand und Hülfe zu erwarten sei.
Wie er selbst aber die Sache ansieht, mag aus der Art und Weise entnommen
werden, wie er in der kritischen Behandlung des Aeschylus vorgegangen
wissen will; wir führen deshalb die eigenen Worte desselben S. XII hieran:
„non est is scriptor Aeschylus, quo cum ea, quae tantis laudibus mactari so-
let, religione ad ipsorum codicum fidem conformato fecisse operae pretium
videare, neque dialectiea critica neque audacior illa et sui juris divinatio,
utraque res ad abusum et evefrysiav nlavijs sane prona, cessare posthac
poterunt, iis qui hoc in genere ubique libidinem clamitant, haec sunt quae
referri possint: artem criticam ad duas certissimas res dirigendam esse, ratio-
nem et orationem: ubi vero ratio sit, ibi libidinem nullam esse. Sequitur, si
quid video, ut discessio ab Hermanno nulla locum habeat, quae eadem alia
parte non sit consectatio, recedas ab exeraplari impresso, sequaris exemplum
animo infixum, non opus anagnostae officio, ore tenus quae ipse non intelli—
gat interpretantis, adsensum emendicantis: sed tarnen ubi postrema militiae
Hermannianae signa deprehenduntur, ibi castra metanda“. Es mag diese Stelle
zugleich als eine Probe der gesuchten Ausdrucks- und Darstellungsweise, so
wie des in diesem Vorworte herrschenden Tones gelten. Was die Sache
selbst betrifft, so wird Niemand der ratio und oratio (d. h. der Kunde der
Sprache und Redeweise des Autors) den gebührenden Einfluss streitig machen
wollen, Niemand aber auch die Folgerungen daraus ziehen wollen, die hier
davon gemacht werden. Soll das Exemplum animo infixum, dem wir
hier in Allem folgen sollen, unser Leitstern sein, so wird es für die Kritik
eines Schriftstellers bald eben so viele Leitsterne geben, als solche, die sich
mit der Kritik dieses Schriftstellers beschäftigen; und werden wir dann bald
eben so viele total verschiedene Texte des Schriftstellers erhalten, als Heraus-
geber, die, nach einem solchen Princip handelnd und es in unmittelbare An-
wendung bringend, den Text auf eine Weise umgestalten, die von dem Vor-
wurfe der Willkühr nicht frei zu sprechen ist.
Von diesem Vorwurfe wird selbst der ungenannte Herausgeber dieses
Stückes nicht ganz frei zu sprechen sein, der neben manchen annehmbaren
 
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