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416

Taciti Agricola. Ed. Kritz.

Original befindliche, wie e3 scheint hier und dort ungewisse und un-
sichere Lesart: das glauben wir, hat unser Herausgeber S. X und
XI mit aller Evidenz nachgewiesen. Der Text, den er uns vorlegt,
ist der Text der beiden Handschriften: an denjenigen Stellen, wo
er davon abgewichen, ist diess in der Adnotatio bemerkt: und kann
in dieser Hinsicht diese Ausgabe wohl eine gewisse Selbständigkeit
ansprechen, da sie an mehr als achtzig Stellen ungefähr von der
Wex’schen Ausgabe abweicht, und, wie sich nach dem vorher Be«
merkten erwarten liess, in die Verdächtigung einer Reihe von Stel-
len nicht eingegangen ist; sie liefert demnach eine dankenswerthe
Revision des Textes auf der bemerkten handschriftlichen Grundlage,
der sie sich überall anzunähern sucht. Bei der oben bemerkten Ten-
denz der ganzen Ausgabe konnte aber daher hier kein Raum sein
für Anführung aller der Abweichungen, welche die gedruckten Texte
seit Puteolanus Ausgabe liefern oder der zahlreichen Conjecturen,
wie sie von verschiedenen Herausgebern, Gelehrten und Kritikern
bald mit mehr, bald mit minder Glück in Vorschlag gebracht wor-
den sind. Es lag diess der Bestimmung der Ausgabe ferne, die
durchaus keine blos kritische sein und demgemäss den kritischen
Apparat in Vollständigkeit und Uebersicbtlichkeit bieten sollte, eben
so wenig als in dem andern und hauptsächlichen Theile ihrer Auf-
gabe, in der Erklärung, sie sich damit befassen konnte, alle die ein-
zelnen, verschiedenen, bei jeder Stelle vorgebrachten Erklärungen der
Herausgeber oder anderer Gelehrten anzuführen, sondern sich auf
dasjenige beschränken musste, was dem oben bezeichneten Zwecke
für entsprechend zu betrachten ist.
Die vorausgeschickten Prolegomena verbreiten sich über
Leben und Schriften des Tacitus, über seine ganze Sinnes- und Denk-
weise, wie über seine Redeweise und seinen /lusdruck; ein eigener
Abschnitt, der sich über die Composition des Agricola wie über den
Zweck und die Anlage der Schrift verbreitet, macht den Schluss.
Der Verfasser hat in einen verhältnissmäsig geringen Raum Alles
das zusammengedrängt, was für den zu wissen nöthig ist, der diese
Ausgabe gebrauchen soll: er hat die wesentlichsten, und sicher ge-
stellten Punkte hervorgehoben und hat sich in die vielfachen Contro-
versen, wie sie über die hier behandelten Gegenstände erhoben worden
sind, nicht eingelassen. Es mag dies insbesondere von dem gelten,
was über das Leben des Tacitus bemerkt wird, das allerdings bei
dem Mangel näherer Nachrichten aus dem Alterthum grosse Lücken
bietet, die man auf dem Wege der Vermuthung und Combination in
verschiedener Weise auszufüllen versucht hat. Die Geburt des Ta-
citus wird muthmasslich zwischen 56—58 p. Chr. gesetzt; sein Vor-
name lieber Publius, wegen der mediceischen Handschrift, als Ca-
jus angenommen; der von Plinius genannte Procurator Belgien’s,
Cornelius Tacitus aber für den Vater des Geschichtschreibers
gehalten, und damit die nähere Kenntniss Germaniens, so wie der
kaum noch zweifelhafte Besuch einiger Striche dieses Landes in eine
nähere Verbindung gebracht (Schluss folgt.)
 
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