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Rawlinson: The History of Herodotus.

zwischen beiden anzusehen seien*). Den besonnenen Forscher muss
bei allen derartigen Behauptungen unwillkührlich ein gewisser
Schwindel befallen; wer unbefangen die Angaben des Herodotus im
vierten Buch über die sogenannten Scythen und die einzelnen hier
genannten Völkerschaften durchgeht, wird sich bald überzeugen
müssen, wie alle diese sogenannt Scythischen Stämme und Völker
sich gar nicht über einen Kamm scheeren oder als Bestandtheile
und Verzweigungen eines und desselben Völkerstammes betrachten
lassen, wie vielmehr vor Allem hier eine strenge Scheidung zu
machen ist und die Aufgabe der Kritik zunächst dahin gerichtet
sein muss, nach den von Herodot angegebenen Kennzeichen diese
Ausscheidung unter den einzelnen mit dem allgemeinen Namen der
Scythen belegten Völkerschaften vorzunehmen, und hiernach zu be-
stimmen, welche dem fennischen, welche dem slaviscben oder dem
arischen Stamme zuzuweisen sind. Diese Aufgabe ist allerdings
keine leichte, eben weil sie auf eine sorgfältige Prüfung des Ein-
zelnen sich einlassen muss, und mit allgemeinen Phrasen nicht aus-
kommen, auch nicht auf eine Worterklärung sich einlassen kann,
welche Wörter einer Sprache zu erklären unternimmt, die wir gar
nicht kennen, und damit jeder Willkiihr Raum lässt; wer sich da-
von überzeugen will, braucht nur die S. 214 abgedruckte Note H.
Rawlinson’s, welche mit der Erklärung der Völkernamen Thys-
sagetae und Massagetae sich beschäftigt, nachzulesen, anderer
derartiger Belege zu geschweigen, die nicht schwer auch in diesem
dritten Bande aufzufinden sind.
Dem fünften Buche sind zwei längere Essays angehängt, von
welchen der eine die frühere Geschichte Sparta’s, von der ersten
Einwanderung der Dorer in den Peloponnes an behandelt, die Ge-
setzgebung des Lycurgus und ihre Wirkungen, die Kriege mit Mes-
senien, so wie mit Arkadien darstellt, und darauf Betrachtungen
über die Abnahme der königlichen Gewalt mit dem Erheben der
Ephoren folgen lässt (S. 328—369); in ähnlicher Weise wird in
dem andern Essay die frühere Geschichte Athens und die Solonische
Gesetzgebung dargestellt; mit dem Ende Solon’s und der Erhebung
der Tyrannis des Pisistratus schliesst die Darstellung, insofern hier-
ein Wendepunkt in der Geschichte Athens eingetreten, die im Ge-
gensatz zu der vorausgegangenen Periode sich als die neuere dieses
Staates darstelle.

*) Les Scythes, les ancetres des peuples Germaniques et Slaves, leur etat
social, moral, intellectuel et religienx. Esquisse ethnogdnealogique et historique
par F. G. Bergmann. Colmar 1858. 8. (Ein besonderer Abdruck aus der
Revue d’Alsace).

(Schluss folgt.)
 
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