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128 Hüffer: Die Lebensbeschreibung der Bischöfe Bernward etc.
geber hat mit grosser Gelehrsamkeit und Gewandtheit in einer
längeren Vorrede (S. V—XXIII) und in zahlreichen längeren und
kürzeren Anmerkungen zum Texte am Fusse der Seiten die dess-
fallsigen Erläuterungen und eine nähere Orientirung über die Ab-
fassung und den Inhalt der beiden Lebensbeschreibungen beigegeben.
Seine Uebersetzung selbst ist getreu und fliessend.
Zu Ende des zehnten und im Anfänge des eilften Jahrhunderts
bestiegen nacheinander der h. Bernward und der h. Godehard den
bischöflichen Stuhl von Hildesheim. „Aus Bernward’s Leben lernt
man recht erkennen, wie vielseitig damals ein Bischof wirken konnte.
Nichts im Bereiche kirchlicher oder bürgerlicher Zustände ist seinem
Einflüsse entzogen. Er ist der Erzieher, Freund und Rathgeber
seines Kaisers; er unterhandelt für ihn und folgt ihm in die Schlacht.
In seinem Bisthum leitet er das kirchliche Leben; er gründet Kir-
chen und Klöster, aber auch feste Burgen zum Schutze gegen
fremde Raubvölker und zieht Mauern um seine bischöfliche Stadt,
Er sorgt für die Armen und Kranken, entscheidet die Rechtshändel;
Kunst und Wissenschaft verdanken ihm ihre Pflege, ja er ist selbst
Gelehrter und Künstler, der erste Erzgiesser seiner Zeit, und die
Kunstgeschichte weiss fast noch mehr von ihm zu erzählen, als
die politische oder die Legende“. (B. Vf.) Der Sachse Thangmar,
der Lehrer und stete vertraute Freund Bernward’s hat uns dessen
Leben beschrieben. Er berichtet nicht blos als Augenzeuge, son-
dern er greift auch in die erzählten Ereignisse selbstthätig ein, be-
sonders in dem langen und heftigen Streite zwischen der Mainzer
und Hildesheimer Kirche um das Gandesheimer Stift. Im Ganzen
ist seine Darstellung leidlich genug. Er zeigt nicht gerade ein
eigenthiimliches, bedeutendes Talent, aber doch eine für die dama-
lige Zeit nicht gewöhnliche Sprachgewandtheit, und weiss von sei-
nem Bischöfe so viel Löbliches mit solcher Wärme zu erzählen,
dass man nur allen trefflichen Männern jener Zeit einen solchen
Biographen wünschen möchte. Thangmar bereichert aber auch un-
sere Kenntniss der allgemeinen Geschichte Deutschlands durch höchst
schätzbare Nachrichten. Schon eine so ausgezeichnete Persönlichkeit
wie Bernward selbst ist von allgemeiner Bedeutung. Es wird aus-
drücklich erzählt, dass er gerade durch seinen Einfluss auf die
Staatsgeschäfte die Eifersucht des Willegis von Mainz erregte; ja,
dem Anscheine nach hat er nur zu willig jener haltlosen, Deutsch-
land so verderblichen Politik Otto’s III. nachgegeben, die dem kla-
ren, verständigen Sinne des trefflichen Erzbischofs von Mainz so
wenig gefallen konnte.

(Schluss folgt.)
 
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