Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
212 Pfnor: Grundzüge zu einer Philosophie.
subjektiver, sondern als subjektiver und objektiver Natur zugleich
betrachten. Nur durch die neben einander und nach einander seienden
Objekte kommt das Subjekt zur Vorstellung des Nach- und Neben-
einanderseins. Ein Nacheinandersein aber ist kein Beharren, sondern
ein Wechseln und Verändern, weil ein Sein immer wieder in ein
Anderssein übergeht. Dass der Herr Verf. den Pantheismus nicht
in der Gott und Welt vermischenden, die Individualiät Gott gegen-
über aufhebenden Weise nimmt, und dass des Herrn Verf. Ansicht
weniger Pantheismus, ein Ausdruck, der immer zu Missverständnis-
sen führen muss, als Entheismus genannt werden darf, geht deut-
lich aus S. 205 hervor, „wo er von der Natur Gottes als dem gei-
stigen Urprincip des Alls spricht, und aus diesem eine Unendlich-
keit von unendlich kleinen Ebenbildern nebst ihrem realen, zeitlichen
Elemente, d. h. Natur und Welt hervorgehen“, lässt. „Alles Geistige,
setzt er S. 205 bei, um so mehr der allgemeine und höchste Geist
■— ist ja nur denkbar als ein sich selbst Wissendes und selbst Be-
stimmendes, und unbeschadet diesss Alles umfassenden Wissens und
Wollens kann dennoch das unendlich kleine Sichselbstwissen in ihm
seinen Spielraum, d. h. seine Freiheit als denkbar erhalten“.
Sehr anziehend und scharfsinnig ist, was der Hr. Verf. über
das Princip der Liebe in der Natur S. 220 sagt, nicht min-
der die Entwickelung der gegen den Materialismus S. 326 ff.
geltend gemachten Gründe.
Wenn Refer. auch mit dem metaphysischen Princip des trans-
cendentalen Idealismus des Herrn Verf. nicht einverstanden sein kann,
so enthält vorliegende Schrift doch so viel Beherzigenswerthes, Wah-
res und Gutes, dass sie dem Leser empfohlen zu werden verdient,
und gewiss viele lebenskräftige Andeutungen zu einer Philosophie
der Zukunft gibt. Ganz einverstanden ist Ref. mit den dieser Schrift
vorausgedruckten Worten des Textes: „Die Vernunft ist das ewig
lebendige Band, das alle denkenden Wesen allein mit der Gottheit zu
verknüpfen vermag, und in jedem Menschen ist wenigstens der Keim
dieses Bandes in seinem Bewusstsein gegeben. Die freie, selbstwol-
Jende Kräftigung und immer fortschreitende Entwickelung desselben
ist die Aufgabe und der Zweck der Menschheit, und sie bestimmt
auch den Werth jedes einzelnen Menschen, gleichwie eines ganzen
Volkes und seines Zeitalters“.

v. Reielilin-lleldegg«
 
Annotationen