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Falke: Die Geschichte des deutschen Handels.

Ungarn in diesen Verkehrsweg wieder eintrat, musste sich die Be-
deutung von Wien mächtig heben.
Was vom Oriente sich diese Strassen heraufbewegte, waren
Gewürze und Droguen, Narden und Balsame, edle Früchte und vor
Allem die Erzeugnisse byzantinischen Kunstfleisses, Seide, Gold- und
Silbergewebe und feine Metallarbeiten (S. 79).
Die Verbindung des Orients mit dem Rhein erblickt der Verf.
vorzüglich in der Richtung des Waarenzugs von Donauwörth zum
Main und von da ab zum Rhein, dann aber auch in der Einmün-
dung eines Marseiller Zuges über Lyon zum Oberrhein.
Dass indessen auch von Regensburg über Augsburg und Ulm
ein Theil des Donauverkehrs, über den Bodensee und Constanz nach
Villingen und dem Breisgau sich abzweigte, glaubt Refer. aus der
Verleihung eines Markt- und Münz Rechts für Villingen durch Otto
III. 999 schliessen zu dürfen.
Ein Haupthandelszug aber, welcher schon in dieser Pe-
riode sich eröffnet, ist von Elbe und Weser landeinwärts zu den an
Gewerbthätigkeit und Handelsregsamkeit den Deutschen vorange-
schrittenen Slaven, welche aber gerade in dieser Periode von er'
Stern unterworfen werden und später folgerichtig von Schleswig und
dem aufblühenden Lübeck immer weiter an den Küsten der Ostsee,
wo sich deutscher Handel und schwedischer (auf Wisby)
mit dem orientalischen griechischer Handelsleute kreuzt. Das
lebhafte Bild dieses Handels ist S. 90— 101 in unterrichtender
Weise gegeben. Die Waare dieses in den Orient reichenden Han-
delszuges ist oben schon angegeben; ein bedeutendes Tauschmittel
und Ausfuhrprodukt zeigt sich in den kostbaren Marderpelzen und
den Leinwandgeweben, worin ja noch bis auf den heutigen Tag
die Nachkommen der alten Slaven sich vor den übrigen Stämmen
auszeichnen.
Eine Waare, der Mensch, dauert auch noch in dieser Periode
als Handelsartikel. Nur zeigt die geschichtliche Nemesis sich darin,
dass die Slaven, die rührigsten Sklavenhändler zu Anfang der Pe-
riode, am Schlüsse derselben selbst in Sklaverei sinken, ja derselben
sogar den Namen geben.
Ueber die Iezte Periode müssen wir, um nicht zu viel Raum
zu beanspruchen, mit einigen wenigen Andeutungen hinweggehen.
Jezt ist es das Geld, welches als Tauschmittel vorzugsweise
sich geltend macht; die Flussschifffahrt wetteifert mit den Nord-
und Ost-Seeflotten. Handwerks- und Fabrikbetrieb rivalisirt in Lie-
ferung der Waare mit der Jagd, dem Getreidebau, der Gewinnung
von Salz und Metallen. Deutsche Einwanderung sezt sich bis auf
die Höhen der Karpathen und siebenbürgischen Alpen fest; Venedig
und London, Lyon und Bergen haben deutsche Contore und Stadt-
viertel, wie einst der Römer (Grieche), und Walche (Italiener) solche
in Regensburg hatten. Die Vermittlung des südlichen Waaren»
Zuges mit dem Main-Rheingebiete macht Nürnberg zum deutschen
 
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