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322

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

Bei der Ausführung der Methode, die kurz beschrieben wurde,
ist besonders zu berücksichtigen, dass alle Substanzen, welche das
Chamäleon ebenfalls oxydirt, entfernt werden, (Schwefelkalium ent-
fernt der Vortragende durch Zusatz von etwas Kupferoxydhydrat oder
Kupfersalzlösung und Digeriren bis Bleisalze nicht mehr reagiren.
Des Schwefelcyankaliums entledigt er sich dadurch, dass er das
Berlinerblau mit heissem Wasser so lange auswäscht, bis !/2 Probir-
glas voll des Waschwassers einen Tropfen Chamäleonlösung von un-
ten angegebener Stärke nicht mehr entfärbt), 2) dass die Chamäleon-
lösung mindestens so concentrirt ist, dass 1 CC. derselben 0.1 Grm.
gelbes Blutlaugensalz in rothes überführt.
Wenn man diese Bedingungen erfüllt, so erhalt man, wie dies
ein 3jähriger Gebrauch der Methode bei täglicher Anwendung erge-
ben hat, immer genaue und übereinstimmende Resultate.
Der Vortragende theilt ferner eine Methode mit, die Schwefel-
blausäure überhaupt, und in der Blutlaugensalzschmelzelösungen ti-
trimetrisch zu bestimmen. Sie gründet sich darauf, dass Schwefel*
blausäure in einer sauren Lösung durch Chameleon vollständig in
Schwefelsäure und Blausäure umgewandelt wird.
Schon bei der Versammlung des süddeutschen Apothekervereins
im Herbst 1857 zu Heidelberg hat Erlenmeyer die Mittheilung ge-
macht, dass man Schwefelblausäure durch Chamäleon titriren könne.
Sein Freund Dr. R. Hoffmann, welcher die oben angegebene Me-
thode zur Blutlaugensalzbestimmung schon längere Zeit in Anwen-
dung bringt, hat nun ohne von jener Mittheilung zu wissen, eben-
falls die Methode, Schwefelblausäure mit Chamäleon zu titriren, ge-
funden und dem Vortragenden mitgetheilt. Beide haben sich ver-
einigt und die Methode weiter ausgebildet. Zur Bestimmung der
Chamäleontitres wenden sie Schwefelcyanblei an, welches man als
schön weisses (nicht gelbes, wie Liebig angegeben hat) krystallini-
sches Pulver von der Zusammensetzung: Cy Pb S2 erhält, wenn
man mit Essigsäure schwach gesäuerte Bleizuckerlösung in eine Lö-
sung von Schwefelcyankalium eingiesst. Da Bleizuckerlösung das
Schwefelcyanblei auflöst, so darf man nicht umgekehrt verfahren.
Das Salz ist im trockenen Zustand vollkommen unveränderlich, wenn
es vor dem Licht geschützt wird. Ebenso hält es sich in Lösung,
(welche leicht bewerkstelligt wird durch Schütteln mit viel Wasser
und etwas Salzsäure) lange Zeit unverändert.
Da Schwefelcyanblei ungefähr die doppelte Menge Chamäleon
erfordert, wie eine gleich grosse Menge Eisen, da es weit leichter
chemisch rein erhalten werden kann, wie dieses, da ferner seine Lö-
sung bis zu Ende farblos bleibt, so dass sich der Eintritt der rothen
Farbe ohne Täuschung erkennen lässt, so möchte sich dieses Salz
überhaupt zur Bestimmung der Chamäleontitres empfehlen. Auch
vor der Oxalsäure hat es den Vorzug, dass jeder Tropfen Chamä-
leonlösung sofort entfärbt wird.
Zu berücksichtigen ist jedoch, dass man in 1 Litr. Flüssigkeit
 
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