Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.
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Schon diese Grüppirung lässt erkennen, dass man in der Ein-
theilung der Krebse den Malacostraca gegenüber nicht wohl mehr
den Ueberrest als eine gleichwertige Abtheilung gegenüberstellen
kann. Wenigstens ein Theil der Branchiopoden bildet eine zusam-
menhängende Gruppe mit den Cirrhipcdien, alle Copepoden desglei-
chen mit den Siphonostomen.
Es ist in diesen beiden Gruppen die mannigfache Weise, wie
aus frei lebenden Formen sessile oder auch wirklich schmarotzende
hervorgehn, durch den Vergleich der Arten und durch die Entwick-
lungsgeschichte zu verfolgen wohl noch interessanter als bei den
Malacostracen.
Die erste Reihe nimmt mit den zweischaligen Daphnoiden
ihren Anfang. Ersetzt man durch eine Operation den Vorgang der
Häutung zu einer Zeit, wo der natürliche Prozess nahe bevorstand,
so haben wir statt der Schalen nur die zarte Hautduplikatur, die
den Körper als Mantel umhüllt. Das Gewicht der nach der Häu-
tung allmälig abgeschiednen Schale erschwert nun die freie Bewe-
gung, aber dafür gewährt die Schale selbst vermehrten Schutz. Sie
thut das umsomehr als die Sonderung derselben in zwei Hälften
durch eine häutig bleibende Stelle des Rückens eine Annäherung
der Bauchränder und ein Verstecken des ganzen Körpers in den so
gewonnenen Hohlraum gestattet. Also wieder ein Schutzmittel für
das Thier, dem die Flucht erschwert ist. Das gilt wie für die
Cladocera auch für einen Theil der Phyllopoda und für die Ostra-
coda. Bei den letztem sind die Bewegungsorgane am sparsamsten,
die Augen am kleinsten, die Schale am einfachsten und am schwersten.
Die schwere Schale bewirkt nun mehr oder weniger, dass eine mäs-
sige Thätigkeit der Schwimm- und Athemfiisse keine Voranbewe-
gung des ganzen Thieres im Raume, sondern nur eine Erschütterung
der umgebenden Wassermasse bewirkt, ausreichend um in regel-
mässigem Strome dem Körper des Thiers das Respirationswasser und
die Nahrung zuzuführen. Dabei liegen die Thiere nun keineswegs
immer auf dem Grunde, sondern sie stemmen sich gerne mit dem
Rücken gegen einen Gegenstand, in einer Stellung, die als das
Mittel der Kraft aus der Bewegung durch die Füsse und der Schwer-
kraft des nur theilweise gestützten Körpers resultirt.
Es ist damit der Uebergang gewonnen zu den Formen, welche wie
Evadne am Vorderriicken einen Saugnapf besitzen, um sich zeitweise
festzuhalten, während sie zu andern Zeiten mit leichtem Chitinskelet
gut umherschwimmen können.
Von da aus können wir nun leicht wieder die Formen kon-
struiren, bei welchen aus dem vorübergehenden Anlehnen oder An-
saugen mit der Rückenfläche ein dauerndes Anheften wird. Solche
Familien, zur sessilen Lebensweise im erwachsnen Zustande verur-
theilt, gleichen in den jugendlichen Formen den ausschlüpfenden
Embryonen der Kladoceren und Ostrakoden und behalten dort, wo
Trennung der Geschlechter besteht, für die Männchen solche em-
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Schon diese Grüppirung lässt erkennen, dass man in der Ein-
theilung der Krebse den Malacostraca gegenüber nicht wohl mehr
den Ueberrest als eine gleichwertige Abtheilung gegenüberstellen
kann. Wenigstens ein Theil der Branchiopoden bildet eine zusam-
menhängende Gruppe mit den Cirrhipcdien, alle Copepoden desglei-
chen mit den Siphonostomen.
Es ist in diesen beiden Gruppen die mannigfache Weise, wie
aus frei lebenden Formen sessile oder auch wirklich schmarotzende
hervorgehn, durch den Vergleich der Arten und durch die Entwick-
lungsgeschichte zu verfolgen wohl noch interessanter als bei den
Malacostracen.
Die erste Reihe nimmt mit den zweischaligen Daphnoiden
ihren Anfang. Ersetzt man durch eine Operation den Vorgang der
Häutung zu einer Zeit, wo der natürliche Prozess nahe bevorstand,
so haben wir statt der Schalen nur die zarte Hautduplikatur, die
den Körper als Mantel umhüllt. Das Gewicht der nach der Häu-
tung allmälig abgeschiednen Schale erschwert nun die freie Bewe-
gung, aber dafür gewährt die Schale selbst vermehrten Schutz. Sie
thut das umsomehr als die Sonderung derselben in zwei Hälften
durch eine häutig bleibende Stelle des Rückens eine Annäherung
der Bauchränder und ein Verstecken des ganzen Körpers in den so
gewonnenen Hohlraum gestattet. Also wieder ein Schutzmittel für
das Thier, dem die Flucht erschwert ist. Das gilt wie für die
Cladocera auch für einen Theil der Phyllopoda und für die Ostra-
coda. Bei den letztem sind die Bewegungsorgane am sparsamsten,
die Augen am kleinsten, die Schale am einfachsten und am schwersten.
Die schwere Schale bewirkt nun mehr oder weniger, dass eine mäs-
sige Thätigkeit der Schwimm- und Athemfiisse keine Voranbewe-
gung des ganzen Thieres im Raume, sondern nur eine Erschütterung
der umgebenden Wassermasse bewirkt, ausreichend um in regel-
mässigem Strome dem Körper des Thiers das Respirationswasser und
die Nahrung zuzuführen. Dabei liegen die Thiere nun keineswegs
immer auf dem Grunde, sondern sie stemmen sich gerne mit dem
Rücken gegen einen Gegenstand, in einer Stellung, die als das
Mittel der Kraft aus der Bewegung durch die Füsse und der Schwer-
kraft des nur theilweise gestützten Körpers resultirt.
Es ist damit der Uebergang gewonnen zu den Formen, welche wie
Evadne am Vorderriicken einen Saugnapf besitzen, um sich zeitweise
festzuhalten, während sie zu andern Zeiten mit leichtem Chitinskelet
gut umherschwimmen können.
Von da aus können wir nun leicht wieder die Formen kon-
struiren, bei welchen aus dem vorübergehenden Anlehnen oder An-
saugen mit der Rückenfläche ein dauerndes Anheften wird. Solche
Familien, zur sessilen Lebensweise im erwachsnen Zustande verur-
theilt, gleichen in den jugendlichen Formen den ausschlüpfenden
Embryonen der Kladoceren und Ostrakoden und behalten dort, wo
Trennung der Geschlechter besteht, für die Männchen solche em-