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Nr. 6.

HEIDELBERGER

1868.

jAHRBtTHER DER LITERATUR.

Notes on the Folk-Lore, of the Northern Counties of England and
the Borders. By William Henderson. With an Appendix
on Household-Stories by S. Baring-Gould, Μ. A. London, Long-
mans, Green and Co. 1866. XXVII u. 844 S. Octav.
Lancashire Folk-Lore: illustrative of the Superstitions Belief's and
Practices, Local Customs and Usages of the People of the County
Palatine. Compiled and edited by John Har land, F.S. A.
and T. T. Wilkinson. F. R. A. S. London. Frederik Warne
and Co. 1867. XII u. 308 Seiten Octav.
Es ist noch nicht sehr lange her, dass ein englischer Gelehr-
ter (Walter K. Kelly, Curiosities of the Indo-European Tradition
and Folk-Lore. London 1863) in der Vorrede zu seiner Arbeit,
durch welche er die Resultate deutscher Forschung auf dem Ge-
biete der vergleichenden Mythologie bei seinen Landsleuten in wei-
tern Kreisen einzuführen unternahm, sich über den Mangel an hin-
reichenden einheimischen Sammlungen volksthümlicher Anschauungen
beklagte und den Wunsch aussprach, dass demselben baldmöglichst
abgeholfen werde. Und in der That hat seine Hoffnung sich mehr-
fach verwirklicht gesehen und die betreffende Litteratur in den
letzten Jahren in England einen bedeutenden Zuwachs erhalten,
zu welchem denn auch die beiden rubricirten Sammlungen gehören.
Dieselben sind mit grosser Liebe und Sorgfalt unternommen und
ergänzen einander mehrfach, während sie andererseits zeigen, dass,
wie sich dies leicht erwarten lässt, in den verschiedenen darin be-
handelten Grafschaften Nordenglands der Glaube und Brauch des
Volks der nämliche ist und auch mit dem in andern Theilen des
Landes übereinstimmt. Dass diese Uebereinstimmung sich ebenso
auf andere Gegenden Europa’s oder noch weiter erstreckt, wird
gleichfalls nicht überraschen. Einige Beispiele jeder Art oder sonst
bemerkenswerthe Einzelheiten will ich im Folgenden hervorheben
und dabei die erste der in Rede stehenden Publicationen durch
Notes, die zweite durch Lancashire bezeichnen. Zunächst nun
bietet sich in Notes ein Gebrauch zur Besprechung, der jedoch
nicht eigentlich Nordengland angeht. Es wird nämlich (p. 4)
angeführt, dass in Oxfordshire, ehedem der bei Geburt eines Kin-
des vertheilte Kuchen zuerst in der Mitte angeschnitten und so
nach und nach in einen Ring umgeschaffen wurde, durch den man
am Tauftage das Kind durchsteckte. Nun aber habe ich zu Ger-
vasius von Tilbury S. 170 f. gezeigt, dass das vielfach angewandte
Durchkriechen und Durchziehen eigentlich eine körperliche Wieder-
LXI. Jahrg. 2. Heft. 6
 
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