Νι·. 10. HEIDELBERGER 1868.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Genealogie der malab arischen Götter. Aus eigenen Schriften und Brie-
fen der Heiden zusammengetragen und verfasst von B. Zie-
genbalg. Erster ungeänderter nothdürftig erweiterter Ab-
druck besorgt durch W. Germann. Madras und Erlangen.
1867. XII und 290 pg. 8vo.
Ein vollständiges Handbuch der indischen Mythologie, welches
die indische Volksreligion durch alle ihre Wandelungen von ihrem
Beginne bis in die neueste Zeit verfolgt, würde gewiss einem Be-
dürfnisse unserer Zeit entgegenkommen, und nicht blos von den
Indianisten mit Dank angenommen werden. Wahrscheinlich aber
wird das Erscheinen eines solchen Werkes noch für lange Jahre
ein bloser Wunsch bleiben; diess liegt nicht in dem Mangel am
guten Willen von Seite derer, welche sich diesen Studien widmen,
sondern in den Verhältnissen. Der lange Zeitraum, durch welchen
das indische Volk besteht, die Grösse Indiens, die reiche Literatur,
welche sich dort zu verschiedenen Zeiten entwickelt hat, und die
sich vorzugsweise um religiöse Interessen dreht — alle diese Dinge
machen es bis jetzt für einen Einzelnen fast zur Unmöglichkeit
den ganzen Stoff zu bewältigen, noch mehr ihn zu sichten und zu
verarbeiten. Wir werden unter diesen Umständen auf ein voll-
ständiges Handbuch der indischen Mythologie vorläufig noch ver-
zichten müssen und Theilung der Arbeit wird hier vor Allem ge-
boten sein. Wir werden dankbar sein, wenn uns bestimmte Zeit-
räume , die Anschauungen bestimmter Theile Indiens näher be-
schrieben werden, aus solchen Einzelforschungen wird dann nach
und nach eine Darstellung der gesammten indischen Mythologie
erwachsen können. In dieser Hinsicht bildet nun das hier zuerst
erscheinende Werk einen überaus werthvollen Beitrag, indem es
uns die mythologischen Ansichten der Südindier in schlichtem und
einfachen Gewände vorführt. Es ist kein neues Buch das uns hier
zum ersten Male gedruckt entgegentritt, es ist vielmehr der Haupt-
sache nach bereits 150 Jahre alt und verfasst von B. Ziegenbalg,
der nicht nur in der Geschichte der Missionen Südindiens eine
rühmliche Stellung sich erworben hat, sondern auch den Sprach-
gelehrten als der erste Verfasser einer tamulischen Grammatik be-
reits bekannt ist. Wie diese Grammatik besonders den Zweck
hatte künftige Missionäre in die tamulische Sprache einzuführen,
so will ihnen das vorliegende Werk die religiöse Denkungsart des
Volkes kennen lehren, das sie zu bekehren wünschen. Das Buch
ist, wenn auch nicht neu, doch keineswegs veraltet, weil es eben
LXI. Jahrg. 2. Heft. 10
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Genealogie der malab arischen Götter. Aus eigenen Schriften und Brie-
fen der Heiden zusammengetragen und verfasst von B. Zie-
genbalg. Erster ungeänderter nothdürftig erweiterter Ab-
druck besorgt durch W. Germann. Madras und Erlangen.
1867. XII und 290 pg. 8vo.
Ein vollständiges Handbuch der indischen Mythologie, welches
die indische Volksreligion durch alle ihre Wandelungen von ihrem
Beginne bis in die neueste Zeit verfolgt, würde gewiss einem Be-
dürfnisse unserer Zeit entgegenkommen, und nicht blos von den
Indianisten mit Dank angenommen werden. Wahrscheinlich aber
wird das Erscheinen eines solchen Werkes noch für lange Jahre
ein bloser Wunsch bleiben; diess liegt nicht in dem Mangel am
guten Willen von Seite derer, welche sich diesen Studien widmen,
sondern in den Verhältnissen. Der lange Zeitraum, durch welchen
das indische Volk besteht, die Grösse Indiens, die reiche Literatur,
welche sich dort zu verschiedenen Zeiten entwickelt hat, und die
sich vorzugsweise um religiöse Interessen dreht — alle diese Dinge
machen es bis jetzt für einen Einzelnen fast zur Unmöglichkeit
den ganzen Stoff zu bewältigen, noch mehr ihn zu sichten und zu
verarbeiten. Wir werden unter diesen Umständen auf ein voll-
ständiges Handbuch der indischen Mythologie vorläufig noch ver-
zichten müssen und Theilung der Arbeit wird hier vor Allem ge-
boten sein. Wir werden dankbar sein, wenn uns bestimmte Zeit-
räume , die Anschauungen bestimmter Theile Indiens näher be-
schrieben werden, aus solchen Einzelforschungen wird dann nach
und nach eine Darstellung der gesammten indischen Mythologie
erwachsen können. In dieser Hinsicht bildet nun das hier zuerst
erscheinende Werk einen überaus werthvollen Beitrag, indem es
uns die mythologischen Ansichten der Südindier in schlichtem und
einfachen Gewände vorführt. Es ist kein neues Buch das uns hier
zum ersten Male gedruckt entgegentritt, es ist vielmehr der Haupt-
sache nach bereits 150 Jahre alt und verfasst von B. Ziegenbalg,
der nicht nur in der Geschichte der Missionen Südindiens eine
rühmliche Stellung sich erworben hat, sondern auch den Sprach-
gelehrten als der erste Verfasser einer tamulischen Grammatik be-
reits bekannt ist. Wie diese Grammatik besonders den Zweck
hatte künftige Missionäre in die tamulische Sprache einzuführen,
so will ihnen das vorliegende Werk die religiöse Denkungsart des
Volkes kennen lehren, das sie zu bekehren wünschen. Das Buch
ist, wenn auch nicht neu, doch keineswegs veraltet, weil es eben
LXI. Jahrg. 2. Heft. 10