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1τ. 11. aSIDElBEBöiU IS«.
JAHRBÜCHER DER LITERATCR.

Kreta und der Aufstand gegen die Türken.

Spratt Travels and researches in Crete. London 1865. Perrot L’ile
de Crete. Paris 1867.
Die Beobachtungen, die Pashley 1834 auf der Insel Kreta
machte und in einer trefflichen Reisebeschreibung niederlegte, haben
durch die Reisenden der letzten Jahre Spratt und Perrot eine wür-
dige Ergänzung gefunden.
Kapitän Spratt, durch seine Travels in Lycra bereits rühm-
lich bekannt, hielt sich von 1851 —1853 in Kreta auf, da ihn die
Admiralität beauftragt hatte die Insel zu trianguliren. Sein Werk
ist für den Alterthumsforscher namentlich deswegen bedeutend, weil
es ihm gelungen ist die Lokalitäten vieler alter Städte festzustellen,
von denen nur einige Trümmer und die Ueberlieferung des Namens
geblieben sind. So findet er die Stätte des alten Olontion im heu-
tigen Mesa-Elunta, des alten Olus im heutigen Goolas; Etea im
heutigen Sitia Der heutige Koprakefalo scheint ihm nach Strabo’s
Beschreibung der alte Dicte zu sein. Nach vielen vergeblichen Be-
mühungen findet er die Ruinen des alten Arcadia nahe bei dem heu-
tigen Dorf Melidochori, Rotus ist das homerische Rhythion, Kastelli
das alte Stelä, Sudsuro Priansus, Lasea Lebena, Thronos Sybrita,
Vrises Kydonia u. s. f.
Spratt’s Wiederauffindungskraft erstreckt sich nicht blos auf
menschenbewohnte Orte, sondern auch auf die unbelebte Natur.
Es gelingt ihm in dem Meltem : einem bei heiterem Wetter plötz-
lich aus einer Bergschlucht aufbrausenden typhonartigen Sturm-
wind den Euroclydon wiederzuerkennen, unter dem der Apostel Paulus
so schwer zu leiden hatte, ehe er den Hafen Kali Limenes erreichte;
sogar die Kanzel, von welcher der Heilige den nichtsnutzigen Kre-
tern in’s Gewissen redete, stellt sich seinen entzückten Blicken
dar. Dagegen fühlte sich der brittische Seemann nur wenig an-
gezogen, den Spuren der alten Zeit in Sitten und Gebräuchen nach-
zuforschen ; es kümmerte ibn nicht sonderlich, dass sich gerade in
Kreta mehr als irgendwo anders althellenische Lebensformen er-
halten haben. Was Spratt über die Sprache der Sfakioten, die
einige merkwürdige Dorismen bewahrt hat, und über die Hoch-
zeitsgebräuche in Sitia mittheilt, ist so ziemlich das Einzige was
ihm dort für den inneren Zusammenhang der Gegenwart mit dem
Alterthum gesprochen hat. »Die Heiratben werden in Kreta von
LXI. Jahrg, 3. Heft 11
 
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