Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
88 Henderson und Wilkinson: Folk-Lore.
und Bloody Cap genannt, der gleich dem schwedischen tomte
und andern Elben eine rothe Kappe trägt und wie ein kleiner
alter Mann aussieht. Er bewohnt an der englisch-schottigen Grenze
alte Gebäude und ist von sehr bösartiger, grausamer Natur; er
soll einsame Wanderer, die in seinen Aufenthaltsorten Zuflucht suchen,
mit Steinen werfen und selbst ermorden, wobei er ihr Blut in sei-
ner Mütze auffängt, die daher ihre Farbe erhält. Bannt man ihn
fort, dann verschwindet er mit einem lautgellenden Schrei oder
unter Feuerflammen, wobei er einen grossen Zahn zurücklässt. Ueber
das Steinwerfen der Elbe s. zu Gervasius S. 74. Heidelb. Jahrb.
1864. S. 212. -— Eine, wie es scheint, jetzt nicht mehr vorhan-
dene, ehedem aber an der genannten Grenze sich aufhaltende Fairy,
Namens Habetuot, erschien als alte Frau und galt als Beschützerin
der Spinnerinnen. Eine auf sie bezügliche Sage wird Notes
p. 221 ff. mitgetheilt, die dem Grimm’schen KM. No. 14 »Die drei
Spinnerinnen« sehr ähnlich ist, wie Herr Baring-Gould auch an-
merkt und dabei die Nachweise aus KM. Band III wiederholt. —
Auf p. 244ff. werden in den Notes die mehrfachen Drachenkämpfe
besprochen, deren Schauplatz der Nordön Englands gewesen. Diese
Drachen sind der Wurm von Sockburn, der Pollard-Wurm, der
Lambton-Wurm , der Laidley-Wurm von Spindleston Heugh, der
Linton-Wurm, der Drache von Strathmartin. Bei dieser Gelegen-
heit erfahren wir, dass ein englischer Gelehrter es für nöthig er-
achtete, seine Landsleute dafür zu entschuldigen, dass sie jene Dra-
chen gewöhnlich Würmer (worms) nennen , da ja auch bei Dante
der Cerberus »il gran vermo infern o« heisse (so steht ge-
druckt für »il gran vermo.« Inferno VI, 22). Indess eine Hin-
weisung auf das deutsche Wort und das altnord. ormr, welche
beide gleichfalls »Drachen« bedeuten, wäre passender gewesen.
Noch will ich bemerken, dass Grundtvig, Gamle Danske Fol-
keviser, der zu No. 24 »Ormekampen« auf S. 345 f. den
Worm of Lambton bespricht, ebendas. 2,653 in Bezug auf den
dicht mit Lanzenspitzen besetzten Panzer, den der Besieger des
Wurms von Lambton für den Kampf sich machen liess, die Sage
bei Pausan. IX, 26, 5 anführt, wo es ähnlich heisst: » Χαλκονν
θώρακα εποιηΰατο εχοντα έτά, έκάΰττ] των φωλύδων αγκιότρον εξ
τδ άνω νενον.« — Eine interessante Legende wird Notes p. 267
mitgetheilt. Als nämlich der Heiland zu Bethlehem in der Krippe
lag, kam eine Spinne und spann um ihn ein schönes Gewebe, wel-
ches ihn vor allen Gefahren beschützte, die ihn umgaben; man solle
daher die Spinnen nicht tödten. So erzählte eine neunzigjährige
Frau einem Freunde des Herrn Henderson zu Malton in Yorkshire.
— Wir wenden uns nun zudem Appendix, welcher’ den Notes
angehängt ist und worin von Herrn Baring-Gould , der sich auch
sonst vielfach um das Buch des Herrn Henderson verdient gemacht
hat, sechszehn Märchen mitgetheilt sind, denen eine in Gruppen
und Classen vertheilte Uebersicht sämmtlicher Märchenwurzeln
 
Annotationen