94 Henderson und Wilkinson: Folk-Lore.
Naturvölkern auf Bäumen vergleiche man auch das russische Mär-
chen von dem Räuber Nachtigall, der sein Nest auf zwölf Eichen
gebaut hatte; s. Dietrich, Russ. Märchen S. 64. So wie man fer-
ner in Böhmen Erdbeeren für die armen Seelen auf einen Baum-
strunk legt, so hängen die Lappen zu Weihnachten ein Schiffchen
mit Speiseresten für die im Huulvolk umherschweifenden Geister
der Verstorbenen hinter der Hütte auf einem Baume auf; s. Mann-
hardt, Germ. Mythen. Berlin 1858 S. 96 ; vgl. auch Temme, Pom-
mer’sche Sagen S. 267 f. No. 226. »Matthes Pagels«, dessen Seele
»oft auch wie eine schneeweisse Eule auf der Buche sitzt«, was
lebhaft an den in Rede stehenden Lancashirer Volksglauben er-
innert. Endlich erwähne ich noch die Redensart: »Du mains ok
use Hiärguad hedde Hiärmen un saete oppem appelbaume« bei
A. Kuhn, Westphal. Sagen 2, 15 No. 41. (In Betreff des Apfel-
baumes vgl. die Sage von der Jungfer Eli; Heidelb. Jahrb. a. a. 0.
S. 868; Mannhardt a. a. 0. im Register s. v. Bäume (Apfelbaum),
bes. S. 665. 666.) — Lancash. p. 114 wird ein spasshaftes Bei-
spiel mitgetheilt von dem, was zu Anfang des 16. Jahrh. die latei-
nischen Gebetsformeln im Munde des gemeinen Volkes geworden
waren; das Credo lautete so: »Crisum suum patrum onitentem
Creatorum ejus unicum, Dominum nostrum qui sum ops, virgini
Mariae, crixus fixus, Ponchi Pilati audubitiers, morti by Sonday,
father a fernes, scelerest unjudicarum, finis a mortibus. Crisum
spirituum sanctum, eccli Catholi, remissurum peccaturum, commu-
niorum obliviorum, bitam et turnam again.« — Heber die Baum-
gänse (tree-barnacles), welche auf Bäumen wachsen und aus See-
muscheln entstehen sollten, wird p. 116 ff. gesprochen und nach
Sir J. Emerson Tennent bemerkt, dass dies ein alter Glaube ist,
indem er schon zu Anfang des 16. Jahrh. erwähnt werde. Dass
er jedoch viel weiter hinaufsteigt, habe ich zu Gervasius S. 163
gezeigt. Noch will ich anführen, dass auf den zauberischen Wak-
wackinseln nach Edrisi, Masudi und andern orientalischen Schrift-
stellern schöne Mädchen wuchsen und einen beliebten Ausfuhrartikel
bildeten (Humboldt, Kosmos 2, 114. Examen crit. de l’Hist. de la
göogr. du nouv. continent 1, 52 Anm.j, dass dagegen in Ahmedi’s
Skandernameh statt der Mädchen als Früchte jener Bäume viel-
mehr Vögel genannt werden, die Wakwak schreien; s. Weissmann
Alexander. Frankfurt a. Μ. 1850. II, 603 No. 113 (nach Hammer,
Gesch. der türk. Poesie S. 71 ff.). Vgl. eine niederösterreichische
Sage in der Ztschr. f. deutsche Mythol. 4, 140. »Wo die kleinen
Lieder herkommen, a.« Heber die Baumgänse s. auch noch Max
Müller, Volles, über die Wissensch. der Sprache. II. Serie. Deutsch
von Böttcher S. 491 ff. Wenn es ferner Lancash. p. 120 heisst,
dass man in Frankreich in Folge des alten Glaubens an ihren
fischigen Ursprung die Bernikelgans an Fasttagen essen darf, so
ist auch dies ein alter Brauch; denn schon Gervasius (p. 52 ed.
Liebrecht) sagt von diesen Gänsen: »Quadragesimali tempore assatae
comeduntur, considerata potius ad hoc nativa processione quam
Naturvölkern auf Bäumen vergleiche man auch das russische Mär-
chen von dem Räuber Nachtigall, der sein Nest auf zwölf Eichen
gebaut hatte; s. Dietrich, Russ. Märchen S. 64. So wie man fer-
ner in Böhmen Erdbeeren für die armen Seelen auf einen Baum-
strunk legt, so hängen die Lappen zu Weihnachten ein Schiffchen
mit Speiseresten für die im Huulvolk umherschweifenden Geister
der Verstorbenen hinter der Hütte auf einem Baume auf; s. Mann-
hardt, Germ. Mythen. Berlin 1858 S. 96 ; vgl. auch Temme, Pom-
mer’sche Sagen S. 267 f. No. 226. »Matthes Pagels«, dessen Seele
»oft auch wie eine schneeweisse Eule auf der Buche sitzt«, was
lebhaft an den in Rede stehenden Lancashirer Volksglauben er-
innert. Endlich erwähne ich noch die Redensart: »Du mains ok
use Hiärguad hedde Hiärmen un saete oppem appelbaume« bei
A. Kuhn, Westphal. Sagen 2, 15 No. 41. (In Betreff des Apfel-
baumes vgl. die Sage von der Jungfer Eli; Heidelb. Jahrb. a. a. 0.
S. 868; Mannhardt a. a. 0. im Register s. v. Bäume (Apfelbaum),
bes. S. 665. 666.) — Lancash. p. 114 wird ein spasshaftes Bei-
spiel mitgetheilt von dem, was zu Anfang des 16. Jahrh. die latei-
nischen Gebetsformeln im Munde des gemeinen Volkes geworden
waren; das Credo lautete so: »Crisum suum patrum onitentem
Creatorum ejus unicum, Dominum nostrum qui sum ops, virgini
Mariae, crixus fixus, Ponchi Pilati audubitiers, morti by Sonday,
father a fernes, scelerest unjudicarum, finis a mortibus. Crisum
spirituum sanctum, eccli Catholi, remissurum peccaturum, commu-
niorum obliviorum, bitam et turnam again.« — Heber die Baum-
gänse (tree-barnacles), welche auf Bäumen wachsen und aus See-
muscheln entstehen sollten, wird p. 116 ff. gesprochen und nach
Sir J. Emerson Tennent bemerkt, dass dies ein alter Glaube ist,
indem er schon zu Anfang des 16. Jahrh. erwähnt werde. Dass
er jedoch viel weiter hinaufsteigt, habe ich zu Gervasius S. 163
gezeigt. Noch will ich anführen, dass auf den zauberischen Wak-
wackinseln nach Edrisi, Masudi und andern orientalischen Schrift-
stellern schöne Mädchen wuchsen und einen beliebten Ausfuhrartikel
bildeten (Humboldt, Kosmos 2, 114. Examen crit. de l’Hist. de la
göogr. du nouv. continent 1, 52 Anm.j, dass dagegen in Ahmedi’s
Skandernameh statt der Mädchen als Früchte jener Bäume viel-
mehr Vögel genannt werden, die Wakwak schreien; s. Weissmann
Alexander. Frankfurt a. Μ. 1850. II, 603 No. 113 (nach Hammer,
Gesch. der türk. Poesie S. 71 ff.). Vgl. eine niederösterreichische
Sage in der Ztschr. f. deutsche Mythol. 4, 140. »Wo die kleinen
Lieder herkommen, a.« Heber die Baumgänse s. auch noch Max
Müller, Volles, über die Wissensch. der Sprache. II. Serie. Deutsch
von Böttcher S. 491 ff. Wenn es ferner Lancash. p. 120 heisst,
dass man in Frankreich in Folge des alten Glaubens an ihren
fischigen Ursprung die Bernikelgans an Fasttagen essen darf, so
ist auch dies ein alter Brauch; denn schon Gervasius (p. 52 ed.
Liebrecht) sagt von diesen Gänsen: »Quadragesimali tempore assatae
comeduntur, considerata potius ad hoc nativa processione quam