182 Kreta und der Aufstand gegen die Türken.
hellene v. Rheineck um im Auftrag des Präsidenten Kapodistrias
die Oberleitung des Kampfes auf Kreta zu übernehmen. Die Kreter
gingen noch einmal 3000 Mann stark von Prosnerö aus gegen die
Küstenfestung vor, warfen die Türken auf der blutgedüngten Stätte
von Maaxa und fochten mit wechselndem Glück, bis der englishe
Admirale Malkolm im October 1828 im Namen der drei alliirten
Mächte einen Waffenstillstand verkündigte, den die Griechen ver-
trauensvoll annahmen. Sie hatten sich aber schwer getäuscht,
wenn sie glaubten, durch eine solche Nachgiebigkeit eine wirksame
Unterstützung zu gewinnen. Statt auf die furchtbaren Zeichen,
welche den Racenkampf, der in Kreta gewüthet hatte, zu achten
und den Thatsachen Rechnung zu tragen, trennten die Mächte
durch das Protokoll vom 3. Februar 1830 Kreta von Griechenland
und gestatteten, dass es die Pforte dem Vicekönig von Egypten
als Lohn für die im Kriege geleisteten Dienste übertrug. Das
war der Ausgang des heldenmüthigen Ringens der Kreter. Statt
einer schwachen und despotischen Regierung sollten sie nun der
Segnungen eines energischen Despotismus theilhaftig werden. Die
egyptische Verwaltung zeigte sich in Kreta, was sie am Nil und
in Syrien gewesen: raub, unbarmherzig, raubsüchtig: aber stets
fest entschlossen jeden Sonderwillen zu beugen, schon aus Interesse
frei von Fanatismus und Intoleranz Egypten und die dazu an-
nektirten Länder waren in Mehmet Ali’s Augen immer nur wie
eine grosse Pflanzung, eine Riesenfarm, die er durch Millionen
Sklaven, welche unter dem Stab einiger hundert Albanesischer In-
tendanten arbeiteten, für sich ausbeuten liess. Freilich pflegte er
all’ diese Werkzeuge seines souveränen Willens streng zu kontro-
liren, und die im Orient sonst so gebräuchlichen Erpressungen durch
scharfe Ueberwachung unmöglich zu machen. Seine Sklaven mussten
in guter Eintracht beisammen leben, aus ähnlichen Motiven, wie
wenn ein intelligenter Pflanzer seine Neger daran hindert, sich
unter einander zu zanken und zu schlagen. Die Organisation der
Verwaltung auf Kreta übertrug Mehmet seinem schlauen und ge-
wandten Landsmann Mustafa; dem es in der That gelang, die
Insel zu precificiren und die beiden Racen zu vermögen, dass sie
eine Art provisorischen Waffenstillstand mit einander abschlossen.
Er gestattete den eingeborenen Türken keinen Antheil an der
Verwaltung. Alle Mudirs oder Distriktvorsteher, deren er sich be-
diente, waren Albanesen. Diese Fremden, die keine Besitzthümer
noch Interessen auf der Insel hatten, waren dafür ihrem Brotherrn
mit Leib und Seele verschrieben. Als Mehmet Ali im Jahr 1840
durch die Quadrupelallianz gezwungen ward auf seine ausseregyp-
tischen Besitzungen zu verzichten, kehrte Kreta unter die Herr-
schaft der Pforte zurück. Der schlaue Albanese Mustafa hatte je-
doch seine Massregeln so gut getroffen, dass ihn der Sultan in
seiner hohen Stellung beliess. Er blieb Gouverneur von Kreta bis
zum Jahr 1852. Dass aber dies so wenig nationale Regiment,
hellene v. Rheineck um im Auftrag des Präsidenten Kapodistrias
die Oberleitung des Kampfes auf Kreta zu übernehmen. Die Kreter
gingen noch einmal 3000 Mann stark von Prosnerö aus gegen die
Küstenfestung vor, warfen die Türken auf der blutgedüngten Stätte
von Maaxa und fochten mit wechselndem Glück, bis der englishe
Admirale Malkolm im October 1828 im Namen der drei alliirten
Mächte einen Waffenstillstand verkündigte, den die Griechen ver-
trauensvoll annahmen. Sie hatten sich aber schwer getäuscht,
wenn sie glaubten, durch eine solche Nachgiebigkeit eine wirksame
Unterstützung zu gewinnen. Statt auf die furchtbaren Zeichen,
welche den Racenkampf, der in Kreta gewüthet hatte, zu achten
und den Thatsachen Rechnung zu tragen, trennten die Mächte
durch das Protokoll vom 3. Februar 1830 Kreta von Griechenland
und gestatteten, dass es die Pforte dem Vicekönig von Egypten
als Lohn für die im Kriege geleisteten Dienste übertrug. Das
war der Ausgang des heldenmüthigen Ringens der Kreter. Statt
einer schwachen und despotischen Regierung sollten sie nun der
Segnungen eines energischen Despotismus theilhaftig werden. Die
egyptische Verwaltung zeigte sich in Kreta, was sie am Nil und
in Syrien gewesen: raub, unbarmherzig, raubsüchtig: aber stets
fest entschlossen jeden Sonderwillen zu beugen, schon aus Interesse
frei von Fanatismus und Intoleranz Egypten und die dazu an-
nektirten Länder waren in Mehmet Ali’s Augen immer nur wie
eine grosse Pflanzung, eine Riesenfarm, die er durch Millionen
Sklaven, welche unter dem Stab einiger hundert Albanesischer In-
tendanten arbeiteten, für sich ausbeuten liess. Freilich pflegte er
all’ diese Werkzeuge seines souveränen Willens streng zu kontro-
liren, und die im Orient sonst so gebräuchlichen Erpressungen durch
scharfe Ueberwachung unmöglich zu machen. Seine Sklaven mussten
in guter Eintracht beisammen leben, aus ähnlichen Motiven, wie
wenn ein intelligenter Pflanzer seine Neger daran hindert, sich
unter einander zu zanken und zu schlagen. Die Organisation der
Verwaltung auf Kreta übertrug Mehmet seinem schlauen und ge-
wandten Landsmann Mustafa; dem es in der That gelang, die
Insel zu precificiren und die beiden Racen zu vermögen, dass sie
eine Art provisorischen Waffenstillstand mit einander abschlossen.
Er gestattete den eingeborenen Türken keinen Antheil an der
Verwaltung. Alle Mudirs oder Distriktvorsteher, deren er sich be-
diente, waren Albanesen. Diese Fremden, die keine Besitzthümer
noch Interessen auf der Insel hatten, waren dafür ihrem Brotherrn
mit Leib und Seele verschrieben. Als Mehmet Ali im Jahr 1840
durch die Quadrupelallianz gezwungen ward auf seine ausseregyp-
tischen Besitzungen zu verzichten, kehrte Kreta unter die Herr-
schaft der Pforte zurück. Der schlaue Albanese Mustafa hatte je-
doch seine Massregeln so gut getroffen, dass ihn der Sultan in
seiner hohen Stellung beliess. Er blieb Gouverneur von Kreta bis
zum Jahr 1852. Dass aber dies so wenig nationale Regiment,