Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hartenstein; Kant’s s’dmmtliche Werke. 29?
Verhältniss zur ersten niedergeschrieben. Wir können hier keinen
andern Wegweiser, als Kant selbst, gelten lassen, um diese seine
Ansichten zu beurtheilen. Wenn er gegen das Ende der Vorrede
zur zweiten Auflage auf das Verhältniss zur ersten zu sprechen
kommt, erklärt er ausdrücklich, er habe den Schwierigkeiten und
der Dunkelheit soviel wie möglich abhelfen wollen, woraus manche
Missdeutungen entsprungen sein mögen, welche scharfsinnigen Män-
nern, wie er beifügt, »vielleicht nicht ohne meine Schuld in der
Beurtheilung dieses Buches aufgestossen sind.« Erfährt S. 28 fort:
»In den Sätzen selbst und ihren Beweisgründen, ingleicben der
Form sowohl als der Vollständigkeit des Plans habe ich nichts zu
ändern gefunden, welches theils der langen Prüfung, der* ich sie
unterworfen hatte, ehe ich sie dem Publikum vorlegte, theils der
Beschaffenheit der Sache selbst, nämlich der Natur einer reinen
speculativen Vernunft, beizumessen ist« u. s. w. Er spricht die
Hoffnung aus, dieses sein System werde sich in seiner »Unver-
änderlichkeit« auch fernerhin erhalten. Er erklärt, in der »Dar-
stellung« sei »noch viel« zu thun und hierin habe er in der neuen
Auflage »Verbesserungen« versucht, er habe in diesem Versuche
theils dem Missverstände der Aesthetik, vornehmlich dem im Be-
griffe der Zeit, theils der Dunkelheit in der Deduktion der Ver-
standesbegriffe , theils dem vermeintlichen Mangel einer genüg-
samen Evidenz in den Beweisen der Grundsätze des reinen Ver-
standes, theils endlich der Missdeutung der der rationalen Psycho-
logie vorgerückten Paralogismen abhelfen wollen. Kaufs Abände-
rungen in der Darstellungsart erstrecken sich nach dessen eigener
Erklärung nur bis zu Ende des ersten Hauptstückes der transcen-
dentalen Dialektik, »weil die Zeit zu kurz war und mir in An-
sehung des Uebrigen auch kein Missverstand sachkundiger und
unparteiischer Prüfer vorgekommen war.« Die vollständigste Heber-
zeugung von dem gleichen Inhalte des Systemes in beiden Aus-
gaben und von der richtigeren Erklärung in der zweiten spricht
sich in Kaufs Worten (S. 31) aus: »Mit dieser Verbesserung ist
ein kleiner Verlust für den Leser verbunden, der nicht zu ver-
hüten war, ohne das Buch gar zu voluminös zu machen, nämlich,
dass Verschiedenes, was zwar nicht wesentlich zur Arollständigkeit
des Ganzen gehört, mancher Leser aber doch ungern missen möchte,
indem es sonst in anderer Absicht brauchbar sein kann, hat weg-
gelassen oder abgekürzt vorgetragen werden müssen, um meiner,
wie ich hoffe, fasslicheren Darstellung Platz zu machen, die im
Grunde in Ansehung der Sätze und selbst ihrer Beweisgründe
schlechterdings nichts verändert, aber doch in der Methode des
Vortrags hin und wieder so von der vorigen abgeht, dass sie durch
Einschaltungen sich nicht bewerkstelligen liess. Dieser kleine Ver-
lust, der ohnedem, nach Jedes Belieben, durch Vergleichung mit der
ersten Auflage ersetzt werden kann, wird durch die grössere Fass-
lichkeit, wie ich hoffe, überwiegend ersetzt«. Kant hält es für keine
 
Annotationen