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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Widmer, Karl: Von der Einrichtung des Speisezimmers
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Lang-Danoli, Hugo: Etwas vom Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0448

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436

INNEN-DEKORATION

AUSF.: J. KELLER-ZÜRICH. ARCH1T. KOLLER-ST. MORITZ

KAMIN IN DER KONVERSATIONS-HALLE DES HOTELS RIOl-FIRST

bäum, Mahagoni usw. — und reichbelebten Tapeten
zurück. Besonders festlich und einladend können polierte
Möbel auch mit einer weißen Wandbespannung wirken.
Der Wandschmuck soll, entsprechend dem Charakter
des Raumes nicht aufdringlich sein. Auf derdurchgeführten
Vertäfelung steht am besten Schwarz-weiß. Bilder sollen
auch im Gegenstand zum Eßzimmer passen. Das
Schönste sind wohl immer ornamental behandelte Blumen-
stücke, in passender Umrahmung, etwa in sechseckigen
Holzrahmen von der Farbe der Holzverkleidung. Zu
dem wichtigsten Schmuck des Speisezimmers gehört
schließlich das Tischgerät, das im Glasschrank des Büfetts
aufgestellt, dem ganzen Raum die Signatur seiner Be-
stimmung gibt. — Den gesteigerten Anforderungen einer
großen Lebensführung genügt freilich das eine Eßzimmer
nicht mehr. Für die verschiedenen Mahlzeiten der einzelnen
Tagesabschnitte werden auch verschiedene Räume zum
Bedürfnis. Vom großen Speisezimmer zweigt sich das
kleine Frühstückszimmer, das Teezimmer ab; wo die
repräsentative Geselligkeit eine große Rolle spielt, kommt
zum Eßzimmer der Familie der Speisesaal für die Ge-
sellschaften. So folgt auch das Speisezimmer dem Gesetz
der Variierung mit der fortschreitenden Kultur und dem
wachsenden Luxus. Von diesen Unterarten bietet das
Frühstücks- und Teezimmer, für das sich ein eigener Stil
ausgebildet hat, besonderes Interesse, prof. karl widmer.

ETWAS VOM KUNSTHANDWERK

Das Kunsthandwerk blüht in der Gegenwart auf. Auch
die eingefleischtesten Gegner kunsthandwerklicher
Produktion und »beseelter Arbeit« überhaupt, alle jene,
die in staunender Bewunderung des »Maschinenzeitalters«
die reiche und ausdrucksvolle Formenwelt der vielfältigen,
nationalen Eigenart am liebsten ganz ausgeschaltet sehen
möchten, die auch sowenig Sinn für die Entwicklungs-
möglichkeiten im Gewerbe zeigen,— sie alle vermögen
an dieser Tatsache nicht mehr zu rütteln, so wenig wie an
der durch die Entwicklung bewiesenen Existenzberech-
tigung des neuzeitlichen Kunsthandwerks neben der
geschmacklichen Massenproduktion. — Unsere genuß-
fähige Zeit ist hungrig nach Erfreuendem. Gekauft wird,
was gefällt, und künstlerische, nicht nur geschmack-
lich einwandfreie Formgebung, Phantasie und Laune
auf der Grundlage technisch-handwerklichen Könnens sind
Kräfte, die noch in allen Luxusperioden, — und einer
solchen gehen wir unbestreitbar entgegen, — dem Kunst-
handwerk einen »goldnen Boden« schufen. — Es liegt
demgemäß hier kein künstliches »In-die-Höheschrauben«
sondern ein inneres, mit den Zeitperioden zusammen-
hängendes, notwendiges Wachstum vor. — Langsam,
aber sicher vollzieht sich der Assimilationsprozeß zwischen
den Welten des Künstlers, des Produzenten und Konsu-
menten. Anfangs als etwas Feindlich-Neues mißtrauisch
 
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