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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

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Lübke, Wilhelm: Zur schweizer Glasmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0031

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Zur Schweizer Glasmalerei.

Die Bedeutung der alten Schweizer Glasgemälde für die deutsche
Kunstgeschichte glaube ich durch meine Arbeit über die Glasgemälde des
Klosters Wettingen (Mittheil, der Aut. Ges. in Zürich Bd. XIV. Hft. 5) und
später in zusammenfassender Weise durch die Schrift „über die alten Glas-
gemälde der Schweiz“ (Zürich 1866.) festgestellt zu haben. Von einer Er-
schöpfung des überreichen Themas konnte aber auch in der letztgenannten
Abhandlung nicht die Rede sein, und es wird nachfolgenden Forschern noch
eine Fülle des Stoffes entgegentreten. Ohne solchen von jüngeren Kräften
zu erhoffenden eindringenden Untersuchungen vorzugreifen, will ich in
diesen Zeilen einen weiteren Beitrag zur Geschichte der Glasmalerei in der
Schweiz liefern, dessen Material mir erst nach Vollendung obengedachter
Schrift zugänglich geworden ist. Ich meine den seltenen, vielleicht in der
ganzen Schweiz beispiellos dastehenden Reichthum an Glasgemälden, welchen
die Stadt Basel noch jetzt in ihren öffentlichen Gebäuden birgt.
Es war mir schon vorher gelungen, die Geschichte dieses schönen
Kunstzweiges vom XIII. bis in das XVII. Jahrhundert zu verfolgen und die
Hauptstufen der Entwicklung mit einer Reihe bedeutender Denkmäler zu be-
legen. Die noch streng gebundenen Werke des XIII., die glanzvoll ent-
wickelten, in festem architektonischem Gesetz verharrenden des XIV., die
naturalistisch entfesselten Formen des XV. Jahrhunderts, welche aus den
kirchlichen Schranken herausstreben, sind in einer Anzahl schweizerischer
Denkmäler genügend, zum Theil hervorragend vertreten. Allein dergleichen
findet sich reichlich auch in anderen Ländern, vornehmlich in Frankreich
und Deutschland. Worin dagegen die Schweiz alle anderen Kunstgebiete
meines Wissens übertrifft, das sind die Werke der jüngeren Epoche, vom
Anfang des XVI. bis tief in’s XVII. Jahrhundert reichend, in welchen die
Glasmalerei zur Kabinetsmalerei wird und, überwiegend weltlich ge-
sinnt, die Säle der Rath - und Schützenhäuser, die Versammlungsstuben der
Zünfte, das trauliche Wohngemach des reichen Patriziers und des wohl-
habenden Bürgers, aber auch die Kreuzgänge der Klöster mit der Farben-
pracht ihrer kleineren, durch alle Verfeinerungen einer aufs Höchste ent-
 
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