Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

DOI Artikel:
Thausing, Moritz: Anmerkungen zu den Dürer-Handschriften des Britischen Museums
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0193

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Anmerkungen zu den Dürerliaiidscliriften des Britischen
Museums.
V ir sind dem Herrn Herausgeber der Jahrbücher sehr zu Danke ver-
pflichtet für die Aufschlüsse, die er endlich dem deutschen Leser über die
Londoner Dürerhandschriften gegeben hat; zumal da Dr. v. Zahn mit seinen
Auszügen den mittheilenswerthen Inhalt derselben für erschöpft erklärt.
Schade nur, dass der schlechte Zustand der Manuscripte eine zweifellose
Lesung, gleichmässige Interpunctirung und irgendwie geregelte Schreib-
weise unmöglich machte. Da aber gewiss viele Kunstfreunde diesen hoch-
erwünschten Mittheilungen mit der gleichen Spannung entgegengesehen
haben, wie der Gefertigte, so fühlt sich derselbe’verpflichtet, zur Tilgung
eines Fragezeichens beizutragen, wozu ja doch das Facsimile auf Seite 21
Jedermann auffordert.
Das erste dort fragliche Wort ist die regelrechte Abkürzung von
Kalter, mittelhochdeutsch und noch heute in fränkischer Mundart, lateinisch
calcatura, Kelter; vergl. Grimm. Wörterbuch V. p. 524. Es handelt sich
also um die beliebte Sühnedarstellung des Schmerzensmannes in der Wein-
kelter. Das zweite Facsimile des Satzes scheint trotz der etwas ungraphischen
Zerdehnung im Holzschnitt auf ein „stau“, stehen, hinzudeuten, wenn auch
eine Variante des Wortes im Buche vorangeht. Der ganze Auftrag auf das
fragliche Bild dürfte damit gelautet haben: Christus soll in der Kelter stehen,
Maria soll zu der rechten Seiten stehen, die Engel zu den beiden Seiten, der
Chorherr vor Maria kniet, Petrus unten.
Ohne Autopsie lässt sich allerdings eine Leseart nicht beschwören und
ich war leider bei einem ganz flüchtigen Aufenthalte in London nicht in
der Lage von der Bibliothek Gebrauch zu machen. Wohl aber hatte ich
Gelegenheit, einen Blick in den Band Dürerzeichnungen des Print-room zu
tliun, dessen Inhalt Hausmann an zwei Orten beschrieben hat. Dabei wurde
aber die merkwürdige Inschrift der frühesten unter jenen Zeichnungen nicht
genau wiedergegeben, vielmehr mit dem Schlüsse einmal im Archiv für
zeichn. K. IV. pag. 27 „in beisten Cunrat Comazens Pilwegen“; das
anderemal in: Albrecht Dürers Kupferstiche etc., Hannover 1861, pag. 107:
„im bewesten Kunrat Lomazens Piligen (Pfleghaus, Gasthaus?)“ Es ist
vielleicht von Nutzen, den wirklichen Wortlaut zu kennen, welcher lautet:
 
Annotationen