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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

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Bergau, Rudolf: Die alte Marienkirche zu Danzig: an den Convervator der Kunstdenkmale, Geheimen Regierungs- und Baurath Herrn F.v. Quast auf Radensleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0131

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Pie alte Marienkirche zn Danzig.
An den Conservator der Kunstdenkmale, Geheimen Regierung»- und Baurath
Herrn F. V. Quast auf Radensieben.
Schon im Jahre 1270 wird in Danzig eine Marienkirche erwähnt.1)
Unzweifelhaft stand dieselbe auf derselben Stelle, auf welcher die jetzige
Kirche gl. N. sich erhebt. Sie war, dem damaligen Zustande der allgemeinen
Cultur2) in Pommerellen und Preussen entsprechend, gewiss nur klein und
höchst wahrscheinlich nur von Holz. Von derselben ist natürlich keine Spur
mehr erhalten.3)
Nachdem dann, seit dem Jahre 1308, die Stadt Danzig ein Besitzthum
der Deutschen Ordensritter geworden war, entwickelte dieselbe sich, Dank
der Betriebsamkeit deutscher Colonisten, in schnellem Wachsthum zu hoher
Bliithe. Der Hochmeister Ludolf König v. Waizau beschenkte sie 1342 mit
einer urkundlichen Verfassung 4) (Handfeste), gab ihr seit 1343 feste Mauern
und legte, wie eine alte Inschrift5) besagt, am 28. März 134 3 den
Grundstein6) zu einer neuen, massiven, der Jungfrau Mariage-

1) Th. Hirsch, St. Marien zu Danzig (Danzig 1843) Bd. I., Seite 17 und
Th. Hirsch, Danzigs Handels- und Gewerbsgeschichte (Leipzig 1858) Seite 6.
2) F. v. Quast in den Preuss. Prov.-Bl. 1850, Bd. IX. S. 7 u. 13.
3) J. C. Schultz, Danzig und seine Bauwerke in malerischen Radirungen.
Text zu Folge 1. Taf. 10, hält, jedoch ohne Grund, zwei Thurmgerüste aus Eichenholz
auf dem Boden der heutigen Marienkirche für Ueberreste „der ältesten pommerelli-
schen Marienkirche.“ Meine Gründe gegen diese Ansicht werde ich unten anführen.
Diese älteste Kirche war gewiss viel kleiner, als Schultz annimmt.
4) Hirsch, Handelsgeschichte, Seite 19—20.
5) Hirsch, St. Marien I., Seite 31 u. 441.
6) Die Wahrheit der traditionellen Nachricht (Siehe Hirsch St. Marien L, 31),
dass der Grundstein der neuen Kirche unter dem Glockenthurm gelegt sei, möchte
ich bezweifeln, da man im Mittelalter den vergrösserten Neubau einer Kirche ge-
wöhnlich mit dem Chor begann, unter dem Chor folglich auch den Grundstein legte.
Vergl.W. Lotz Statistik der Deutschen Kunst Bd. I. Seite VII. und II. Otte, Kunst-
Archäologie (Leipzig 1863) Seite 10. —Eine Abweichung von dieser allgemeinen Regel
wäre denkbar, wenn der Glockenthurm, wie das an andern Orten (z. B. in Marien-
werder) der Fall ist, wesentlich Zwecken der Befestigung diente. Doch lässt
sich nicht einsehen, wie der Glockenthurm von St. Marien, im Mittelpunkt der
ziemlich umfangreichen, mit Mauern umgebenen Rechtstadt Danzig, hätte zur Ver-

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