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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

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Woltmann, Alfred: Holbeins erste Reise nach England 1526: eine Entgegnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0202

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Holbeins erste Reise nach England 1526.
Eine Entgegnung.
„Die Arbeit kann ich nicht loben, sie wendet auf
unsichere Grundlage einen übergrossen Scharfsinn/'
G. Freytag, Verlorene Handschrift.
ährend die meisten Daten aus der Geschichte Holbeins von den
älteren Biographen falsch oder unsicher überliefert worden sind, schien
wenigstens eins vollkommen festzustehen, das Datura seiner ersten Reise
nach England. Schon die frühesten Aufzeichnungen, welche über ihn vor-
handen sind, die Notizen Iselin’s, welche Herr His-Heusler vor kurzem auf-
fand, geben cs an: „profectus est anno 1526: circa Autumnum.“ Wir
kennen die Quelle, aus welcher Iselin schöpfte; sie liegt uns so gut vor wie
ihm. Es ist ein Brief des Erasmus, der vom 29. August 1526 datirt ist und
in welchem er den auf der Reise nach England begriffenen Maler seinem
Freunde Petrus Aegidius in Antwerpen empfiehlt.
Herr Herman Grimm glaubte gefunden zu haben, dass Holbeins Reise
schon zwei Jahre früher anzusetzen sei und entwickelte seine Ansicht in Heft
VII und VIII vom zweiten und letzten Jahrgang seiner Zeitschrift „Heber
Künstler und Kunstwerke.“ Diesen Ausführungen gegenüber trat ich im
zweiten Bande meines Buches „Holbein und seine Zeit“ für die bisherige An-
nahme ein und wies nach, dass die von Herrn H. Grimm angeführten Gründe
nicht stichhaltig seien. Herr Grimm hat indess in Heft I. der Jahrbücher
seine Entdeckung aufrecht zu erhalten gesucht, und die Art, in welcher dies
geschehen ist, nöthigt auch mich, nochmals auf diese Frage einzugehen.
Die verschiedenen seit P/a Jahren publicirten Aufsätze und Schriften
des Herrn Grimm über Holbein haben wenigstens in einem Punkt ein rich-
tiges Ergebniss zu Tage gefördert: Er hat bewiesen, dass ein Brief More’s
an Erasmus, der eine auf Holbein bezügliche Stelle enthält, vom 18. Decem-
ber 1524 (nicht, wie angegeben, 1525) herrührt. Dies habe ich im zweiten
Bande anerkannt und Herrn Grimm’s Beweisen aus dem Inhalt des Briefes
noch einen andern aus dem Ort der Datirung hinzufügen können. Aus eben
diesem Briefe aber sucht Herr Grimm noch eine neue Folgerung zu ziehen,
und diese habe ich nicht zugeben können. Sic betrifft die über Holbein
handelnde Stelle: „Pictor tuns, Erasme charissime, mirus est artifex, sed
 
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