Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

DOI Artikel:
Grimm, Herman: Ein Oelgemälde Michelangelo's
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Raphaels Galatea.

Ich habe (L. Michelangelo’s, II. Aufl., Anm. 87, sowie Ü- K. u. K.
II, 26 u. 58) nachgewiesen, dass die in der Farnesina befindliche
Freske Raphaels, welche unter dem Namen Galatea bekannt ist und
von Vasari bereits so genannt wird, eine Darstellung des Triumphes der
Venus, componirt nach dem Eingänge des Psychemärchens von Apulejus sei,
und habe versucht, Erklärungen dafür zu gewinnen, wie aus dieser Venus
eine Galatea werden konnte.
Endlich scheint sich hier eine Lösung zu finden.
Dass Raphaels Freske, obgleich Vasari, nachdem er zuerst in der Be-
nennung schwankt, sie Galatea nennt, dennoch bei den Römischen Künstlern
als Venus galt, beweist ein Gemälde des Caracci im Palaste Farnese, welches
den Triumph der Venus darstellend*) sich ziemlich genau an Raphaels soge-
nannte Galateacomposition anschliesst. Noch deutlicher zeigt es Albani,
welcher in einem, Felsinapittr.il, 158 abgedruckten Briefe vom Jahre 1635
einen von ihm vollendeten Gemäldecyclus beschreibt, darunter (Nr. 3. S. 160)
einen Triumph der Venus, den er Figur auf Figur in einer Weise darstellt,
dass man Raphaels Galatea bis in die Einzelheiten vor sich zu sehen glaubt.
Jene Composition Caracci’s nun hat mich auf eine Vermuthung gebracht,
weiche, wie mir scheint, Vieles für sich hat.
Neben Caracci’s Triumph der Venus sehen wir auf einem andern, bei weitem
kleineren Gemälde einen gewaltigen Polyphem dargestellt, gross und breit
ganz im Vordergründe auf der Linken die Hälfte allen Raumes einnehmend,
während wir rechts, tief im Mittelgründe eine auf dem Meere einherfahrende
Galatea erblicken, genau der von Philostratus beschriebenen complicirten
Stellung entsprechend, nur dass sie sitzt, während Philostratus eine stehende
Figur beschreibt, doch kommt es hier auf den Oberkörper zumeist an.
Uebrigens eine in ihren wohlbenutzten engen Raum meisterhaft hineinge-
brachte Gruppe.
*) Heute allerdings fälschlich für eine Galatea ausgegeben (Beschr. d. St. Rom,
Murray etc.) bestätigt jedoch als Venus durch die erklärenden Unterschriften der
Stiche des 17. Jahrh.
Jahrbücher für Kunstwissenschaft. I. 5
 
Annotationen