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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

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Rahn, Johann Rudolf: Ein Besuch in Ravenna, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0286

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Ein Besuch in Ravenna.
Von
Dr. J. Rudolf Rahn.
(Schluss.)
Im Jahre 489 begann Theodorich an der Spitze seiner Ostgothen jenen
denkwürdigen Zug nach Italien. Zweimal schlug er den Odoaker und nach
einem Kampfe von gleicher Bitterkeit wie Ausdauer hielt nur noch Ravenna
dem Sieger Stand. Aber di-eNoth einer fast dreijährigen Belagerung und die
Gefahr eines Aufstandes zwangen den Odoaker zur Unterwerfung. Nach we-
nigen Tagen erfüllte ein gewaltsamer Tod das Schicksal des Tapfern, dessen
Vergangenheit ihn eines besseren Lohnes gewürdigt hätte. Der Ruhm des
Friedens und des Wohlstandes knüpft sich unzertrennlich an die 33jährige
Regierung Theodorichs. Während eine Reihe von unbedeutenden Namen den
Thron von Byzanz beherrschen, erlebt Italien noch einmal des Glück der
Ruhe und der politischen Grösse. Die Achtung des Abendlandes vor einem
Regenten der im Stolze des Sieges sein Schwert in die Scheide gesteckt hatte,
sicherte seinem Reiche einen dauerhaften Bestand und erhielt einen weiteren
Nachdruck durch die häuslichen Verbindungen des ravennati sehen Hofes.
Den Besiegten überliess Theodorich die Ausübung der Künste des Friedens,
wobei es ihnen weder an Schutz noch an königlichem Entgegenkommen fehlte.
Seine Gothen dagegen bildeten die stets kampfbereite Heerkraft des Landes.
Auf allen Gebieten zeigte sich das Streben jene Schäden zu heilen, die eine
sturmvolle Vergangenheit hinterlassen hatte. Die Kunst erfreute sich wieder
einer besonderen Pflege und Theodorich begnügte sich nicht allein durch
einen besonderen Erlass die Werke des Alterthums zu schützen, Verona,
Pavia, Spoleto und Terracina wurde mit neuen Bauten geschmückt und Ravenna
in erster Linie bildete den Schauplatz einer umfassenden Kunstthätigkeit.
Schon das Bedürfniss nach eigenen Kirchen bedingte eine beträchtliche
Anzahl von Neubauten. Ihre Namen und theilweise die Monumente selbst,
die Bischof Agnelhis nach Vertreibung der Arianer in der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts wieder dem katholischen Ritus weihte, sind noch erhalten.
Auffallender Weise werden mehrere derselben als bischöfliche Kirchen
erwähnt. *)
*) So die Kirche des h. Eusebius unweit des Campus Coriandri, die Kirche des h.
Georg, S. Sergius in der Classis und S. Zeno in Caesarea.
Jahrbücher für Kunstwissenschaft. I. < q
 
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