Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

DOI Artikel:
Reumont, Alfred von: Raffaels Bildniss Leo's X
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0221

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Raffaels Bildniss Leo’s X.

Die Frage in Betreff der Originalität des florentinisclien Exemplars
des Bildnisses Leo’s X. mit den Cardinälen de’ Medici und de’ Rossi ist
nochmals angeregt worden.
Es ist unnöthig, die Geschichte der durch Clemens VII. stattgefundenen
Verschenkung des Bildes an Federigo Gonzaga und der angeblichen Ver-
wechslung mit einer von Andrea del Sarto angefertigten Copie nochmals
zu erzählen: man findet sie in den Biographien des Urbinaten. Ebenso
unnöthig ist es, der Fluth von Streitschriften im Detail zu gedenken, welche
in den Jahren 1841—4’2 aus Anlass der von A. Niccolini in Neapel für
das dortige Exemplar beanspruchten Originalität hereinbrach. Die Gemüther
beruhigten sich dann wieder, oder vielmehr Jeder blieb bei seiner Meinung. Da
kam vor zwei Jahren die Sache wieder aufs Tapet. Im florentiner Archivio
storico Italiano (3. Serie 3. Band) publicirte Armand Baschet eine Reihe
Schriftstücke aus dem mantuaner Archiv in Bezug auf den berüchtigten
Pietro Aretino und dessen Verhältniss zu den Gonzaga. Aus diesen Schrift-
stücken ergab sich, dass der Aretiner es war, der im Spätherbst 1521
Clemens VII. bat, dem Markgrafen von Mantua das Gemälde zu schenken,
eine Bitte, die der Papst „nicht abschlagen zu können glaubte“ (Brief
Federigo Gonzaga’s vom 23. November 1524 — im Abdruck steht irrig
Rom für Mantua), dass Clemens den Auftrag gab, durch einen dortigen
..gewissen trefflichen Maler“ eine Copie anfertigen zu lassen und dann das
Original nach Mantua zu senden. Der neueste Biograph Raffaels hat diese
bedenklichen Umstände, welche einen Theil von Vasari’s Erzählung ent-
kräften , unerwähnt gelassen.
Dabei ist’s nun aber nicht geblieben. In dem eben erschienenen
7. Bande derselben Zeitschrift bringen Carlo d’Arco und V. Braghirolli
eine neue Auswahl von Documenten aus dem mantuaner Archiv, woraus
hervorgeht, dass Federigo Gonzaga im Jahre 1524 weder in Florenz noch
in Rom war, und dass Ottaviano de’Medici die Copie durch Andrea öffentlich
anfertigen, am 6. August 1525 den Markgrafen von der bevorstehenden
 
Annotationen