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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

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Bergau, Rudolf: Die alte Marienkirche zu Danzig: an den Convervator der Kunstdenkmale, Geheimen Regierungs- und Baurath Herrn F.v. Quast auf Radensleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0132

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Die alte Marienkirche zu Danzig.

weihten Pfarrkirche, welche in künstlerischen Formen erbaut, durch
die Freigebigkeit reicher Bürger geschmückt, nicht nur eine Zierde der
Stadt, sondern auch der Ausdruck des religiösen Sinnes ihrer Bürger wurde.
Sie war über ein Jahrhundert lang die allgemeine Pfarrkirche der Rechtstadt
Danzig und blieb auch später bis auf unsere Tage die vornehmste (Ober-
pfarrkirche) und am reichsten ausgestattete unter den vielen Kirchen
Danzigs.
Alle älteren Schriftsteller, Hennenberger, Hartknoch, Curicke, Ranisch,
Gralath u. A. haben angenommen, dass der Bau der heute noch stehenden
Marienkirche nach einem vorher festgestellten Plane in dem Jahre 1343 an-
gefangen und erst im Jahre 1502 beendigt worden sei. Erst C. G. v. Duis-
burg* * * * * * 7) hat durch das Studium von Eberh. Boctticher’s historischem Kirchen-
Register8) aufmerksam gemacht, darauf hingewiesen, dass der Bau von 1343
eine kleinere Kirche war, deren Fundament und Pfeiler noch vorhanden
sind, dass diese später abgebrochen und die gegenwärtige grössere
Kirche erst in den Jahren 1400—1503 erbaut worden sei. Doch fand diese
richtige Ansicht, die ihm selbst freilich noch nicht ganz klar war, — denn
er sagt später, der Bau der Kirche hätte 160 Jahre gedauert —- nicht allge-
meinen Anklang, denn Fiorillo9) und Löschin10 11) hielten auch ferner an der
alten Anschauungsweise fest.
Es ist das grosse Verdienst des ausgezeichneten Geschichtsschreibers
Th. Hirsch, mit gewohntem Scharfsinn und grosser Gelehrsamkeit in sei-
nem überaus verdienstvollen, leider unvollendeten, Werke: „Die Oberpfarr-
kirche St. Marien zu Danzig“ (Danzig 1843) zuerst überzeugend nach-
gewiesen zu haben n), dass das gegenwärtige Kirchengebäude nicht dasselbe
sei, dessen Bau 1343 begonnen worden ist, dass jenes vielmehr bedeu-
tend kleiner war, als die heutige Kirche, im XV. Jahrhundert nach und nach
abgebrochen worden, und dass in zwei Perioden 1403—46 und 1484
bis 1502 eine neue Kirche in bedeutend grösseren Dimensionen erbaut wor-
theidigung dienen können. Man konnte ihn nur (als Bergfried) zur Umschau benutzen.
Ueberdies beruht Hirsch’s Angabe auf der handschriftlichen Chronik von Hans Spade
von 1573 (im Stadt-Archiv zu Danzig) und dieselbe sagt (Fol. 74 b.) über die betref-
fenden Verhältnisse weiter nichts als: „Anno 1343 den Sonnabend vor Mitfasten ward
der erste Stein gelegt zur Kirche unserer lieben Frau zu Danzig und den Montag
darnach ward der erste Stein gelegt zu der Stadt-Mauer und zu dem Pfarr-Thurm.1'
7) v. Duisburg, Beschreibung von Danzig (Danzig 1809) Seite 114.
8) Ueber dasselbe siehe Hirsch St. Marien I. Seite 28 u. 34.
9) Fiorillo, Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland (Hannover 1815
bis 20) Bd. II. Seite 218.
10) G. Löschin, Geschichte Danzigs (Danzig 1822) Bd. I. Seite 81
11) Hirsch, St. Marien I. Seite 31 ft’.
 
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