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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 1.1868

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Waagen, Gustav Friedrich: Ueber in Spanien vorhandene Gemälde, Handzeichnungen und Miniaturen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.51373#0130

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122 Heber in Spanien vorhandene Gemälde, Handzeichnungen und Miniaturen.
Gefühlsweise aus, welche er vor seinen gleichnamigen Vettern voraus hat.
Annibale Carracci hat einen h. Hieronymus in der Wüste, den die Erschei-
nung von zwei Engeln im Schreiben unterbricht, von würdigem Charakter,
und, in einem kleinen Rund, eine Maria mit dem Kinde aufzuweisen, worin
man eine glückliche Nachahmung des Correggio wahrnimmt. Eine gebirgige
Landschaft mit Bauwerken hat den edlen, historischen Styl, wodurch er sich
in dieser Gattung hervorthut. Unter den sechszehn Bildern des Guido Reni
ist durch die Schönheit, und eine gewisse Strenge in der Composition ein
kleineres Bild (Nr. 928), Maria in der Herrlichkeit, über deren Haupt zwei
Engel die Krone halten, und viele andere sie umschweben, ausgezeichnet.
Die Färbung aber ist besonders hart und bunt. Hier findet sich auch das
ursprüngliche Original des gefesselten h. Sebastian (Nr. 634), fast Knie-
stück in colossalem Maassstabe, von einer gewissen Grossheit der Formen
und von edlem Ausdruck, von dem man in ganz Europa so vielen Wieder-
holungen begegnet. Auch ein besonders fleissiges Exemplar der, in Form
und Ausdruck als Vorbild auf die eine Tochter der Niobe weisenden
Cleopatra (Nr. 636) von der gewöhnlichen Blässe ist vorhanden. Von Albano
gehört eine Toilette der Venus (Nr. 660) und ein Urtheil des Paris (Nr. 671)
zu den besseren Exemplaren dieser, so oft von ihm behandelten Gegenstände.
Guercino ist endlich durch eine Susanne mit dem Alten (Nr. 895) ziemlich
gut vertreten.
Bilder der neapolitanischen Schule.
Unter der geringen Zahl von Meistern aus dieser Schule finde ich nur
zwei zu erwähnen, nämlich Salvator Rosa und Luca Glordano. Von ersterem
findet sich hier eine sehr schöne und grosse Landschaft, eine Ansicht des
Golfs und der Stadt von Salerno. Sie braucht in dem feinen Silberton, der
fleissigen Durchführung den beiden trefflichen Bildern dieses Meisters im
Palast Pitti zu Florenz nicht nachzustehen. Auf einzelne der sechszig, hier,
von Luca Giardano, bekanntlich dem Lieblingsmaler des Königs Carl II.,
vorhandenen Bilder, deren Mehrzahl in verschiedenen Corridoren vertheilt ist,
einzugehen, sehe ich mich nicht veranlasst. Immer muss man indess seine
grosse Gewandtheit anerkennen, sich die Kunstformen der verschiedensten
Meister anzueignen. So findet sich hier eine Maria mit dem Kinde und
dem kleinen Johannes in der Manier des Raphael, eine grosse allegorische
Vorstellung auf den Frieden ganz in der Manier des Rubens.

(Schluss folgt.)
 
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