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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0054

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• 2 KREIS MOSBACH.

aufs Sauberste durchgearbeitet. Man denkt unwillkürlich an die besten Erzeugnisse der
Vischer'schen Giesshütte in Nürnberg. Bedauerlich, dass das herrliche Werk lange den
Unbilden der Witterung ausgesetzt gewesen ist und in einzelnen Partien dadurch ge-
litten hat.

4) Darüber zwei ganz gleich behandelte Todtenschilde (Fig. 3) in Dreipassform
(von 0,40 m gr. Durchm.) gleichfalls von Bronze und auf eine neue Sandsteinplatte
befestigt. Das Eine enthält das Doppelwappen von Hals (Leuchtenberg) und Brandenburg-
Hohenzollern (Georgs Gemahlin Barbara war Markgräfin von Brandenburg) und die Um-
schrift: q3eorg Hanbgraff 3tim Hetttljremierg Tratte 3u 5|alf£ flarft ben 22 jfllan
im 1555 Sar a&

Das Andere zeigt das Doppelwappen von Hals (Leuchtenberg) und Schwarzburg
(die Gemahlin Margaretha war eine Gräfin von Schwarzburg) nebst der Umschrift:

Slngann^ ber €lttr bon 45otte£ genaben Hanbgratte 3t«n HCeitrijtcniiöerg :$$;

Es handelt sich somit um die Todtenschilde von Sohn (s. Nr. 6) und Vater (s. Nr. i).
Modellirung und Guss auch hier vortrefflich.

An der gegenüberliegenden (Süd-)Wand zunächst dem Hochaltar:

5) Grabmal der Eltern der Dorothea von Rineck (s. Nr. 2), des Grafen Philipp
von Rineck und dessen Gattin Amalie (s. Nr. 3), Pfalzgräfin bei Rhein. Der Grab-
stein (w. S.) zeigt die beiden Figuren in üblicherweise aufrecht nebeneinander auf Löwen
stehend, darüber auf einer gesonderten Tafel die Wappen von Rineck und Rheinpfalz.
Auffällig das Fehlen eines Randes zu beiden Seiten der Figuren, offenbar veranlasst durch
die Enge des Ortes, für welche das Denkmal bestimmt war. Der untere Theil ladet wie
beim Denkstein der Tochter flach polygonal nach vorn aus. (Abgebildet, in Bodes
Gesch. der deutschen Plastik S. 176, ohne Angabe des Ortes; im Text nicht erwähnt.)

Die Arbeit ist sorgfältig modellirt und sowohl die Gewandung der Dame aufs
Feinste nachgearbeitet, wie auch das Ornament an der Plattenrüstung des Ritters. Die
Gesichter offenbar treu dem Leben nachgebildet,' individuell und lebhaft. Leider das
Ganze dick überstrichen mit Farbe. Die Inschrift lautet:

a) an der oberen Platte: SCnno bni m° cttc° Irrrtiij uf frcitag nadj £ baroara
tag igt btt tnnlgeborene ffi pfiltög grabe 31t rinetft berötfjtebtn btm gott
genab

b) unten am Sockel: ateno bni tif tccf irrriif am bonnergtag natfj Montag
eraubi ////////////// amalia ofaftjgrejin ßtn rem

Obenauf das Grabmal gesetzt, nicht dazugehörig, eine kleine spätgothische Sand-
steinplatte mit dem Gekreuzigten nebst Maria und Johannes auf Konsolen
stehend, in Hochrelief.

Rechts unmittelbar daneben:

6) Reicher Renaissance-Grabstein (r. S.) des Landgrafen Georg (EI.) von Leuch-
tenberg etwa in halber Grösse von Nr. 4. Der Stein beiderseitig von Pilastern mit
schönen Füllungen begrenzt, dazwischen die Platte mit der Grabschrift in Cartouche-
umrahmung und darunter das leuchtenbergische Wappen in reicher Ausführung mit
Zimier und Helmdecke. Ein zierliches Gesims trennt den unteren Theil des Steines von
dem niedrigen oberen Aufsatze, der die liegende Figur eines Todesengels mit der Sanduhr
zwischen den Hauswappen enthält.
 
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