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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0089

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. — KRAUTHEIM. » -,

1887. Schloss Krautheim wird an Rittmeister Schmidt verkauft, Palas mit Kapelle und
Thurm werden an ihn vermiethet. Grossh. Baudirektion beauftragt die Inspektion
Wertheim, Aufnahmepläne der Kapelle herzustellen. Auf Grund derselben (von Inspektor Burkardt
gezeichnet) fertigt Baupraktikant Statsmann genaue Werkpläne an und erhält die örtliche Bau-
leitung übertragen. Die Ausführung übernimmt Werkmeister Bauer aus Künzelsau, die Bild-
hauerarbeiten Steinmetz Wallrauch. Die im Spätjahr 1888 begonnene Wiederherstellung der
Kapelle wird im Sommer 1889 beendet. Die Kosten betrugen 7000 Mark. (Mit einem Ueber-
schusse der bewilligten Gelder werden die Portaltreppe und die Terrasse auf dem Berchfrit her-
gestellt.)

Die Restaurirung von 1888—89 bezweckte im wesentlichen die Wiederherstellung
des Kapelleninnern, möglichst im ursprünglichen Zustande. Eine völlige Erneuerung im alten
Aussehen war aus mehreren Gründen unthunlich. So waren z. B. die hohen Aussenfenster nach dem
Thale (Südseite der Kapelle) zu, wie ein Restfund der alten Gewände erwies, nur 20 cm. lichtweit.
Nach dem Bauernkriege scheinen diese engen Fenster anf das dreifache Mass erweitert worden
zu sein. Man zog daher vor, bei der Restauration von 1889/90 die Fenster nicht im ältesten engen
Zustande zu erneuern, sondern gestaltete sie in einer lichten Breite von etwa 50 cm, mit einfacher
Verglasung auf Windstangen. An der schönen alten Umrahmung der Fenster wurde hiebei nichts
geändert. Das nördliche Emporenfenster nach dem Hofe zu wurde als Masswerkfenster erneuert, dürfte
indess die in Fig. 25 gezeichnete ehemalige Form gehabt haben. Die alten zerstörten Kapitelle
wurden gewissenhaft in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. An Stelle der zerbrochenen alten,
aus einfachem Muschelkalkstein bestehenden Emporenstütze errichtete man eine haltbarere graue
Säule aus Melibocusgranit mit einem neu komponirten, in Anlehnung an das Ornament der Emporen-
altane gezeichneten Weinlaubkapitell. An Stelle des ehemaligen, weiss-roth gemusterten Sandstein-
rautenbodens (Seitenlänge — 1 Schuh) wurde ein soliderer gemusterter Mettlacher Fliesenboden
gelegt. Auch die Empore erhielt einen solchen. Von ihr aus wurde eine neue Verbindungsthür
nach dem II. Stock des Schlosses gebrochen, und neben derselben ein kleines Wasserbecken ange-
bracht. Die Zugänge zur Kapelle erhielten Eichen-Doppelthüren mit Aufsatzbändern.

Vor der Restauration war an mehreren Stellen im Innern der Kapelle farbige Bemalung,
aber nur in geringen Spuren, vorhanden. Auf dem Kalksteinmauergrund (zum Theil auch Tuffstein, ins-
besondere an den Gewölben) war ein gelblichweisser, I cm starker Putz mit Abglättung aufgetragen,
derart, dass er vor den mit dem Mauergrund bündigen Hausteinen, stellenweise scharf abgegrenzt,
I cm vorstand. Die Bemalung auf diesem Putzgrande war sehr massvoll und bestand lediglich in einer
marsrothen Umrandung der Bogen mit Fugentheilung und in rothem und gelbem Rankenwerk, das in
Form von Kriechblumen und Ranken von diesem Bogen aus sich verbreitete. An einer Stelle der
Nordwand befand sich ein sehr verblichenes kleines Gemälde nach Art der Miniaturen, anscheinend
eine menschliche Figur, dahinter einige Häuser. Die Gewölbefelder dürften blati bemalt gewesen sein
(Spuren waren nicht mehr zu entdecken); eine grosse Anzahl von sechszackigen, etwa 10 cm breiten
Sternen in den Putz eingeritzt, fanden sich noch vor. An den Gewölberippen des Chores waren
ebenfalls noch Spuren von Bemalung vorhanden (blutroth, grün, gelb), auch an dem Ornament der
Emporenaltane, sowie an den unteren Emporenkapitellen. Im Uebrigen konnte an den Hausteinen
nirgends Bemalung nachgewiesen werden.

Eine gewisse Polychromie war an dem (noch in Resten vorhandenen) südlichen Fenster
des über dem Chortheil der Kapelle belegenen Palassaales durch abwechselnd gelbliche und rothe
Quader erreicht (wie dies auch das westliche kleine Portal der Klosterkirche Bronnbach zeigt). In
der Kapelle ist nur der gelblich-grüne Keupersandstein aus dem Kochergebiete verwendet worden,
welcher auch zur Restaurirung der Kapelle gedient hat; nur der Schlussstein des Schiffgewölbes ist
ein rother Mainthalsandstein.

Von der Restauration der Jahre 1889/90 datirt auch die Aufgang streppe zum Haupt-
portal. Eine solche war ehedem nicht vorhanden, vielmehr lag die alte Portalschwelle unmittelbar
über dem Schlosshofboden. Eine Vertiefung des letzteren war schon im vorigen Jahrhundert vor-
genommen worden. Aus dieser Zeit dürfte auch der Keller unter dem Palas stammen, der
früher gefehlt zu haben scheint (vergl. Urkunde von 1342).
 
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