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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0149

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I3°

KREIS MOSBACH.

Nr. 2 unten), das Basisstück eines Bündelpfeilers mit vier Säulchen, ein Kapitell mit
Palmetten (Fig. 36 Nr. 5), eine vor einem Gewändestück stehende, im 15 hohe pris-
matische Halbsäule mit Basis und palmettengeziertem Würfelkapitell (Fig. 38 Nr. 1).
Es ist weiter auch kein Zweifel, dass eine Anzahl verwandter Stücke, welche in Häusern
von Schupf zerstreut bewahrt wurden, die schönen, einfachen Kapitelle (Fig. 37 und
36 Nr. 2, 3, 4 und 6) und das Doppelkapitell (Fig. 38 Nr. 2), ursprünglich demselben
Räume angehört haben: Sämmtliche Zierstücke dienten offenbar zur Ausstattung eines
über dem in den Felsen gehauenen Keller befindlichen Gelasses. Ihre Vertheilung in
demselben dürfte nicht mehr festzustellen sein; jedenfalls gehörten das Doppelkäpitell
und das Stück mit"den zwei Masken Fensterarkaden an; die Steinsäule (Fig. 38 Nr. 1)
könnte an einem Kamingewände angebracht gewesen sein. Dann ist weniger wahr-
scheinlich, dass der Raum eine Schlosskapelle, als dass er ein vornehmerer Saal im
Palas gewesen ist. Die Zierformen sind romanisch nnd gehören der Zeit um n 80
an, womit zugleich eine Zeitbestimmung wenigstens für den Bau dieses Theiles der
Burg gefunden wäre. Auch an Kleinfunden (Fig. 39) war der Schutt hier ziemlich
ergiebig. Er enthielt hübsche Stücke von gothischen, grünen und gelben Ofenkacheln,
geziert mit dem Mainzer (?) Rad, mit Adlern und mit Rosetten und dem Namen Maria
(Nr. 10), Stücke von Glas, einen kleinen Hahnen von Bronze (Nr. 7), einen kupfernen
Fingerhut (Nr. 15), zwei thönerne Spinnwirtel, die ihrer Form nach schon prä-
historisch bekannt sind, die Hälfte einer Kugelform von gebranntem Thon, eine Kupfer-
und eine Silbermünze, letztere von Friedrich III. und Kurfürst Ludwig von der
Pfalz, ferner zwei Steigbügel (einer Nr. 12), ein Hufeisen, einen Radsporn,
zwei Pferdetrensen (Nr. 1 und 2). Die [letzteren Funde sind wohl nicht beweis-
kräftig genug, um aus ihnen auf das Vorhandensein einer Stallung in dem Stockwerke
zwischen dem Keller und dem Saalbau zu schliessen. Von der Bedachung des Gebäudes
endlich geben schmale, stark gewölbte Hohlziegel, welche sich übrigens auch sonst in
der Ruine fanden, einen Begriff. ,

Von dem Räume N war nur noch die ihn südwestlich begrenzende Mauer
vorhanden; dagegen erschien, südöstlich angrenzend, wieder ein aus dem Felsen
gehauener, fast quadratischer (5 m auf 5,40 m), Keller 0 mit 4 m hohen, in den
oberen Theilen noch etwas äufgemäuerten Wänden; an den Langseiten waren die Lager
für ein Tonnengewölbe noch erkennbar; von Südwesten her führte eine steile Steintreppe
von neun Stufen in den Kellerraum hinab, in dessen Schutt Ofenkachelstücke, ein kleiner
Zinnteller, ein eisernes Hängeschloss und ein eigenthümlicher Sandsteincylinder unbe-
kannter Verwendung, 24 cm Durchmesser bei 15 cm Höhe, mit drei halbdurchgehenden,
napfartigen Höhlungen (9 cm tief bei 9 cm Durchmesser), aufgefunden wurden (ein
ähnliches, viereckiges Sandsteinstück mit vier solchen Löchern wurde aus einem Bauern-
hause in Schupf erworben).

Ein letzter grösserer Baukomplex gruppirte sich südlich vom Keller 0 um einen
neuen, wiederum aus dem Felsen gehauenen, viereckigen Raum P (10 m auf 8,30 m),
mit zwei Gewölbepfeilern in der Mittellinie und entsprechenden Lagern an der südlichen
Wand. In seiner Nordwestecke mündete von Westen her, zwischen theils aus dem Fels
gehauenen, theils gemauerten Wänden in denselben eine Treppe Q von 26 über 2 m
breiten Stufen in zwei Absätzen, deren obere mit Steinen belegt, die unteren in den
Felsen gearbeitet waren. Aus dem Umstände, dass letztere an der Luft bald verwitterten,
 
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