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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0152

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. - OBERSCHÜPF. j,,

Mainz, angehörig. Von weiteren Kleinfunden im Bereiche der Burg seien noch ein
Würfel von Bein (Nr. 13), aus der Gegend von % ein Brettstein (Nr. 14), eine kleine
Kinderrassel von gebranntem Thon, in der Form eines Aepfelchens, zwei aus Knochen
gefertigte Pfeifen' (Nr. 8, diese zwischen jF und dem Berchfrit) und, in einem Hause im
Dorfe gefunden, eine kreisrunde (Durchmesser 9,5 cm) Form aus Thon, eine erotische
Scene im Geschmack des XV. Jahrhunderts in feiner Durcharbeitung darstellend, erwähnt.

In der Gegend des Raumes P musste auch der einstige Eingang in die Burg,
von dem nichts mehr vorhanden ist, in welchem aber der steil aufsteigende Burgweg
eingemündet haben dürfte, zu suchen sein. Ob der letztere unter dem Gewölbe von P
durchführte, wie Herr Pfarrer Schenck annehmen möchte, weil der genannte Raum,
wenn man ihn als Keller betrachtete, unzweckmässig an der Sommerseite angelegt
gewesen wäre, dürfte unentschieden bleiben. Ebenso die Frage nach etwa an der Ruine
vorhandenen Steinmetzzeichen. Eih solches war vielleicht der in einem im
Pfarrgarten in Unterschüpf liegenden Baustein eingehauene Dreipass von 10 bis n cm
Seitenlänge, oder an einem Gewölbestein des Raumes M ein aus drei Kreisbögen
gebildetes Zeichen, welche sich um die Mitte schneiden und deren drei äussere Schnitt-
punkte in einem gleichseitigen Dreieck mit 8 cm Sehnenlänge liegen. Andere sichere
Zeichen wurden nicht gefunden.

Endlich mag noch erwähnt werden, dass auch hier, wie bei so vielen Burgruinen,
im Volksmunde von unterirdischen Gängen geredet wird, von denen freilich eine
Spur nirgends zu entdecken ist.

Ueber die Entstehungszeit der Burg geben nur die Architekturstücke des
Raumes M, welche dem Ende des XBi. Jhs. angehören, sicheren Anhaltspunkt. Vielleicht
gestattet das Vorhandensein eines opus spicatum an den Berchfritmauern, wenigstens
für diese noch weiter zurückzugehen, da auch der Name von Schupf urkundlich schon
807 erstmals erscheint. Genaueres wird hierüber zunächst nicht zu sagen sein. Aus
einer im Würzburger Kreisarchive aufbewahrten Vertragsurkunde von 1463 geht
hervor, dass die Burg damals mehreren Herren angehörte (vergl. oben S. 125), welche
sich wohl in die Gebäude über den verschiedenen Kellern- getheilt haben mögen. In
derselben Urkunde ist davon die Rede, dass »der Thurm« abgebrochen war, und »dass
die Hofstatt im Grunde desselben gemein sein« sollte. Ohne Zweifel ist darunter nicht
der Berchfrit, sondern irgend ein anderer, nicht mehr sichtbarer Thurm (vielleicht bei
y oder T) zu verstehen. Sicher ist jedenfalls die Nachricht von der Zerstörung der
Burg durch den Bund des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, des Fürstbischofs Rudolf
von Würzburg und des Erzbischofs Adolf von Mainz gegen die drei Brüder von Rosen-
berg, welche damals Theilbesitzer waren, i. J. 1470, und da keinerlei Fundstück seinem
Charakter nach über diese Zeit hinausweist, so darf als ebenso sicher angenommen
werden, dass sie nach ihrer Zerstörung nicht wieder aufgebaut worden ist. [ W.]

Das unten im Orte gelegene Sckloss ist im Jahre 1587 von Aegidius Reinhard Unteres Schioss
von Dienheim erbaut worden, einem der Ganerben Albrechts von Rosenberg, der selbst
einen Wohnsitz in dem neu erbauten Schlosse zu Unterschüpf (s. daselbst) genommen
hatte. Seit 1880 der Gemeinde gehörig und als Schul- und Rathhaus eingerichtet.

Den einzigen Schmuck des Aeuseren bildet das hübsche Renaissance-Portal
(r. S.) des Treppenthurmes mit der Jahreszahl 1587 und 8 dienheimischen Familien-
 
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