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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0180

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KREIS MOSBACH

Das Kloster hatte keine lange Dauer, sondern scheint bald nach dem Tode Liobas
eingegangen zu sein, wie dasjenige, welches in Ochsenfurt gegründet worden und einige
Zeit von der h. Tekla geleitet wurde. Schon zur Zeit des Mönches Rudolf bestand es
nicht mehr, da er mit keinem Worte dessen Fortdauer erwähnt.

Eine einzige Urkunde des Klosters Fulda aus dem Jahre 800 nennt das Kloster zu Bischofs-
heim nochmals: Emehild, die zu Milz bei Römhild i. J. 783 ein Kloster gründete, verliess es wegen
der Einfälle der Slaven, schenkte seine Güter an Fulda und zog sich in das Kloster der Lioba zu
Bischofsheim zurück. Allein die Echtheit dieser Urkunde wird angefochten. (Droncke, Codex diplom.
Fuldensis Nr. 158.) Schannat, Dioecesis et hierarchia Fuldensis, p. 156, vermuthet, aus der Ver-
gabung Bleonsvvinds, welche ihre Güter in Mechitamulin im Jagesgevve an Fulda schenkte und »in
monasterio sanctimonialium, ubi venerabilis abbatissa Albhilt nomine cum virginum turba deo servit«
zu leben verspricht, die genannte Albhilt sei die Nachfolgerin Liobas gewesen. In den zahlreichen
Urkunden über Besitzungen, Lehen, Käufe u. s. w. in Tauberbischofsheim erscheinen nirgends Kloster-
gebäude oder -Güter, vielleicht mit folgender Ausnahme:

Die Schenken zu Schupf (vergl. dies), deren erster in Walther i. J. 1144 urkundlich auftritt,
besassen ein Burglehen in Bischofsheim, das mit der Burg Schupf 1235 an die Grafen von Hohen-
lohe kam und das sie beim Verkaufe an Adel von Tottenheim 1388 für sich behielten. Es war
Reichslehen, wurde aber 1316 durch Kaiser Ludwig zum mainzischen Lehen gemacht. Als solches
trugen es die von Hohenlohe bis in dieses Jahrhundert, erst 1853 wurde es lim 4000 fl. abgelöst.
Das Lehen bestand ursprünglich in 4 Höfen, den sogen. »Frauenhöfen«, und warf Mitte des
vorigen Jahrhunderts IOO Mltr. Gültfrüchte ab. Da es nie Kunke'llehen war und die Höfe nicht daher
ihren Namen haben können, hiessen sie wohl als Höfe der »geistlichen Frauen« (eine ganz gebräuch-
liche Bezeichnung für Nonnen im Mittelalter) Frauenhöfe. Sicher war das Kloster in Tauber-
bischofsheim, wie das in Fulda mit Königsgut ausgestattet worden, das wohl wieder zum Theil an
■seinen Herrn zurückfiel, als das Kloster aufgehört hatte, während das meiste an Mainz kam.

Die Erinnerung an die h. Lioba erlosch nicht allein in der Umgebung, sondern auch hier
vollständig. Keine der vielen kirchlichen Stiftungen des Mittelalters zu Tauberbischofsheim gedenkt
ihrer, und die Ephemeris ecclesiastica des Pfarrarchives, ein genaues Verzeichniss der Gottesdienste
mit einem Heiligenkalender, das 1612 nach einem alten Pergamentoriginal von Mag. J. Adel, Rector,
d. h. erster Lehrer, erneuert wurde, kennt nicht einmal ihren Namen. Das also zu einer Zeit, wo
seit Erscheinen der Legende des Surius schon 42 Jahre verflossen waren. Der Franziskaner P. Kaspar
Liebler, der zu Tauberbischofsheim geboren war, behauptet in seinem, 1683 erschienenen »Leben der
heiligen Jungfraw Liobae«, »Lioba sei von Alters her eine Inwohnerin seiner Vaterstadt gewesen und
bis auf den heutigen Tag alldorten in grosser Verehrung gestanden.« Aber Liebler, der 1703 in
Fulda starb, kann höchstens für die Zeit vom Jahre 1629 an als Zeuge dienen; in diesem kamen aber
seine Ordensgenossen, die Franziskaner, hierher und führten sich dadurch auf das Beste ein, dass sie
die Verehrung der Heiligen von Tauberbischofsheim wieder aufleben Hessen. Uebrigens war auch in
Schornsheim Lioba völlig vergessen, in der Erzdiözese Mainz wurde sie erst vor 200 Jahren in das
Proprium sanctorum aufgenommen, in dem der Diözese Würzburg fehlt sie heute noch, allein Fulda
und seine Diözese bewahrte die Erinnerung an sie.

Das Hospital.

Litteratur: Volz, Rob., Das Spitalwesen und die Spitäler des Grossherzogthums
Baden, Karlsruhe 1861, S 435 ff.

Die, wie oben bemerkt, 1629 hierher berufenen Franziskaner vertraten irrthümlicli
die Ansicht, das hiesige Spital sei aus dem Kloster der h. Lioba entstanden, das man
nach Abgang der Nonnen in ein Spital verwandelt habe. Das müsste also im IX. Jh.,
spätestens im X. Jh. geschehen sein, wo es aber selbst in den grossen Städten Deutsch
lands, geschweige in den kleinen Dörfern, wie Tauberbischofsheim, noch keine Spitäler gab.
 
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