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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0216

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. — TAUBERBISCHOFSHEIM. jgj

Auf beiden Seiten je ein vortrefflich modellirtes Kruzifix. Meister Christoph
von Nürnberg ist uns bereits in Angelthürn und Messelhausen begegnet.

Das Franziskanerkloster.

Quellen: Brevis instructio de provinciae Thuringiae s. Elisabeth ortu, interitu,
resuscitatione etc. Handschrift im Minoritenkloster Würzburg (Schwarzenberg); Chrono-
logia provinciae Thuringiae s. Elisabethae, Handschrift im Franziskanerkloster Altstadt-
Hammelburg; Akten im Gymnasiumsarchiv zu Tauberbischofsheim (s. oben).

Der Mangel an kath. Priestern am Ende des XVI. und Anfang des XVII. Jhs.
machte es den Pfarrern in Bischofsheim schwierig, Hilfsgeistliche zu erhalten. Dies legte
den Gedanken nahe, durch Ordensgeistliche dauernde Aushilfe zu verschaffen. Als daher
P. Adam Burvenich aus dem Franziskaner-Rekollektenkloster in Heidelberg, damals
Lector der Theologie im genannten Kloster, auch als Schriftsteller bekannt, aus anderer
Ursache einmal nach Biscbofsheim kam, machte ihm der damalige Oberamtmann Suicard
von Sickingen den Vorschlag, eine Niederlassung seines Ordens hier zu gründen, und
der Stadtpfarrer Dr. Georg Fe de rle von Pirck (1628 bis 1632 hier, seit 1597 noch
als Studirender zu Würzburg Pastor in Werbach, weil Patenkind des Landgrafen zu
Leuchtenberg) und die Bürgerschaft äusserten denselben Wunsch. Mit Genehmigung
des Kurfürsten von Mainz, Friedrich von Greiffenklau, bezogen einige Franziskaner
' am 10. Juli 1629 das Kaplaneihaus, besorgten die Obliegenheit des Kaplans in der Pfarr-
kirche und hielten ihren eigenen Gottesdienst in der S. Sebastianskapelle. Schriftliche
Bestätigung der Niederlassung durch den neugewählten Kurfürsten Anselm Kasimir
von Wambold zu Umbstad erfolgte am 12. März 1630. Am 30. Mai desselben Jahres
wurde sie der Kölner, 1665 der Thüringer Ordensprovinz einverleibt.

Die bisherige Wohnung und Kirche erwies sich aber sehr bald als ungenügend.
Desshalb wandten sich die Brüder an den Kurfürsten Anselm Kasimir mit dem Ansuchen,
ihnen einen Theil des Hospitales sammt der Kapelle desselben zu überlassen,
das sie ohne irgendwelche urkundlichen Beweise für das alte Kloster
Liobas hielten. Sie waren der Ansicht, das verlassene Kloster sei zu einem Spitale
umgewandelt worden und so erhalten geblieben, wovon die Urkunden eben lediglich
nichts wissen. Abgesehen von der grossen Unwahrscheinlichkeit, dass sich ein im VIII. Jh.
gebautes Kloster, d. h. ein Wohnhaus (die Kapelle wurde urkundlich später eingerichtet)
bis in das XVII. Jh. erhalten haben soll, erklärt auch Trithemius, der i. J. 1515 als
Abt des Schottenklosters in Würzburg starb und während seines Aufenthaltes daselbst
gewiss genaue Berichte erhalten konnte, dass von dem Kloster der h. Lioba »heute»
nichts mehr übrig sei. (Historiarum breviarium). Da P. Burvenich, der damalige
Obere der Franziskaner zu Bischofsheim, in seiner Schrift an den Kurfürsten darum
gebeten hatte, ihnen die »domus hospitalis, quae olim D. Liobae fuerat coenobiolum«, zu
überlassen, gebraucht die Gewährung des Kurfürsten Anselm Kasimir, die nach einem
Gutachten des Oberamtmannes Joh. Schweickard von Sickingen und des Kellers
Joh. Sauer erfolgte, in dem Antwortschreiben vom 8. März und in der Bestätigung vom
31. Mai (von Köln datirt) denselben Ausdruck »monasteriolum s. Liobae« zur Bezeichnung
des Hospitales. Am S. Georgstag 1636 nahmen die Franziskaner in feierlicher Weise von
dem ihnen überlassenen Flügel des Spitales, der gegen Süden lag, und von der Spital-
 
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