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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Ostini, Fritz von: Die Franzosen im Münchener Glaspalast 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0041

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DIE FRANZOSEN IM MÜNCHENER GLASPALAST 1901 <ös-*-


zu entdecken". Von Renoir ist nur eine
Kleinigkeit da, eine sitzende Frau im Hemd,
in der Formgebung lockerer, als es gerade
Renoir nötig hat, als Tafel aber sehr reizvoll
in dem zarten Perlmutter ihrer Farbe. Auch
Charles Cottet wird oft mit diesen Im-
pressionisten zusammen genannt, und seine
treffliche kleine Marine „Stürmisches Wetter"
gehört ja wohl auch mit in jene Kategorie
von malerischer Wiedergabe flüchtiger, land-
schaftlicher Eindrücke. Ganz anders ist sein
grosses, figurenreiches (hierüber gegebenes)
Bild „Johannisnacht" mit den ernsthaft um ein
Feuer gelagerten Schifferfrauen und Kindern.
Das ist sehr sorgfältige, bedächtige — für ein
Nachtstück fast ein wenig zu bedächtige Ar-
beit! Gerade für diese Aufgabe wäre ein leich-
terer, flüchtigerer Strich vielleicht der bessere.
Im übrigen muss man wohl sagen, dass
unter den vielen Schlagworten, die auf dem
Gebiete der Malerei im letzten Drittel
des jüngstvergangenen Jahrhunderts geboren
worden sind, das Wort „Impressionismus"
eines der hohlsten und nichtsnutzigsten ist.

Preisfrage: wo fängt der Impressionismus
an und wo hört er auf? Und ist nicht
schliesslich jeder ein Impressionist, der ver-
sucht, die Natur malerisch wiederzugeben,
wie er sie sieht?
Ein köstliches Werk ist wiederum die
Arbeit des Landschaftspoeten Rene Mesnard
„Die Herde"; Abendstimmung über einem
See, prachtvoll, tief und warm in ihrer
Farbenharmonie, die einen anmutet wie
Orgelton. So grosse, schöne Innerlichkeit
ist bei französischen Landschaftern merkwürdig
selten. Auch Henri Thierot's grosses Abend-
bild „Die Quellen" (Abb. a. S. 40), das der
bayerische Staat erworben hat, besitzt etwas
von jenen Vorzügen, auch dieses Bild fällt
durch seine Poesie auf, im Gegensatz zu
andern Landschaftsbildern der Gruppe, die
mehr durch die Eleganz der Mache hervor-
ragen, wie Muenier's „Sommerabend", An-
dre Dauchez' Landschaft mit Badenden
(s. S. 41), die ein wenig auf Poussin zurück-
weist — noch besser und moderner ist des
gleichen Malers kleine Sumpflandschaft —,

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