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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Weizsäcker, Heinrich: Karl von Pidoll
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0167

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-*-S^> KARL VON PIDOLL -CSö^-



einer vornehmen Isolierung, auf den er sich
zusehends angewiesen fand, kaum dazu an-
gethan war, irgend Gewinn zu bringen, wohl
aber dass er Opfer verlangen musste. Wohl
eben deshalb erschien ihm auch der Künstler-
beruf, wie er es später in seinen Werkstatt-
Erinnerungen ausgesprochen hat, als eine
Probe der sittlichen Kraft des Künstlers und
mit Marees nannte er Enthaltsamkeit und
Geduld des Künstlers vornehmste Tugenden
und die Treue der Gesinnung „dasjenige,
was den Thaten und dem Leben der Menschen
erst Wert verleiht".
Es ist im menschlichen Dasein die Be-
stimmung aller reinen idealen Strebungen,
dass sie der Macht der realen Lebensbe-
dingungen unterliegen müssen. Da sie nicht
von vergänglicher, sondern von ewiger Natur
sind, handelt es sich dabei doch nicht um
ein Unterliegen im gewöhnlichen Sinn, sondern
höchstens um ein Uebergehen in eine neue
Form der Existenz. Mag dann ihr Lauf in
jedem einzelnen Falle und so auch in dem

hier erzählten geendet haben, ehe er am Ziele
war: das Leben der Gesamtheit nimmt ihn
früher oder später wieder auf und er durch-
misst von neuem seine Bahn in der Gestalt
eines Fortschrittes, der dennoch unaufhalt-
sam ist.

GEDANKEN ■
Wenn einer glaubt, etwas Schönes gemacht zu
haben, so verstellt es sich von selbst, dass er solches
liebt und schätzt. Warum sollte er nicht ivünschen,
dass auch andere es lieben und schätzen? Heisst
das Eitelkeit?

Es giebt kaum ein schöneres Glück, als wie es
die Musen einem Mann von festem, entschlossenen
Charakter verleihen; einem schwachen, schwankenden
gereichen sie eher zum Fluche.

Was den wirklichen Künstler von dem Publikum
trennt, ist der Umstand, dass jener es ernst meint,
dieses aber nicht.
Joh. Jacob Mohr

Die Kunst für Alle XVII.

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