Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (17.1902)

PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN
[V/JÜNCHEN. Der Historien- und Genremaler Art. Seit 1880 nur noch
"* Prof. Andreas Müller ist am 7. Dezember künstlerisch und schrift-
gestorben. Der Beiname >Komponier-Müller«, mit stellerisch thätig, erwarb
dem er, schon frühzeitig, vielfach kurzweg zur Unter- er sich späterhin, in lang-
scheidung von Kunstgenossen gleichen Namens be- jähriger redaktioneller
zeichnet wurde, deutet bereits auf das Wesentliche Mitarbeit an Schorers
der künstlerischen Begabung des jetzt Verewigten, Familienblatt, mancher-
zu deren Bethätigung er auf dem Gebiete des figuren- lei Verdienste um die
reichen Historienbildes sein eigentliches Feld fand. künstlerischeVeredelung
1830 zu Stephans - Ret- derZeitschriften-Illustra-
tenberg (im Algäu) ge- tion. Auch als Fresko-
boren, genoss er seine maier und auf dekorati-
künstlerische Ausbildung vem Gebiete war der
in München, wo haupt- Verewigte nicht ohne
sächlich W. von K anl- Bedeutung. Eine zwei-
bach und Moriz von bändige iGeschichte der theodor kutschmann
Schwind seine Lehrer deutschen Illustration«, (t IS. November)
waren. Schon seine ori- die von deren jetziger
ginellen Zeichnungen zu Renaissance allerdings wenig zu berichten weiss,
der bei Braun & Schnei- ist Kutschmanns letzte grössere litterarische Ar-
der erschienenen ;Haus- beit gewesen. — In der Siegesallee ist am
chronik«, seine Beiträge 18. Dezember die letzte der Denkmals-Anlagen
zu den sFliegenden Blät- enthüllt worden. Es ist die von Martin Wolff
tern« und den >Münche- geschaffene Gruppe des Kurfürsten Johann Georg,
nerBilderbogen-zeugten mit den Büsten des Grafen Rochus Lynar und des
neben einer Reihe von Kanzlers Lampert Diestelmayr. Der dadurch voll-
religiösenKompositionen zogene Abschluss der Ausschmückung der Sieges-
.. von dem hervorragen- allee war dem Kaiser ein Anlass, die dafür von
an dk t Ab mullek dgn Talent des Künst- ihm beschäftigten Künstler zu einem Festmahl um
(7 /. ezcm er) jers^ £jas VQn ejner rejcjj sjcn zu versammeln. Auf die dabei von ihm ge-
quellenden Phantasie un- haltene Ansprache, in welcher der Kaiser sich da-
terstützt ward. Kaulbach empfahl seinen Zögling rüber ausliess, was er von der Kunst der Gegen-
an den damaligen Erbprinzen von Meiningen, dessen wart denkt und seine Anschauungen vom Wesen
Residenzschloss Müller mit historischen Fresken und von den Aufgaben der Kunst entwickelte, werden
schmückte, ebenso die dem Prinzen gehörende >Villa wir im nächsten Heft zurückkommen. Der Wort-
Carlotta« am Comersee. Auf einer Studienreise nach laut der Rede dürfte durch deren Veröffentlichung
Rom entstand nach der vom Prinzen gegebenen An- in den Tagesblättern wohl keinem unserer Leser
regung eine Apotheose auf die verstorbene Herzogin unbekannt geblieben sein,
von Meiningen. Alsbald nahm Müller seinen dauern-
den Wohnsitz wieder in München, konnte sich, von r\ÜSSELDORF. Am 5. Dezember verschied der
König Maximilian beauftragt, u. a. mit zwei Fresken Landschaftsmaler Heinrich Ludwig Frische.
an der Ausschmückung des alten Nationalmuseums Am 9. Januar 1831 zu
beteiligen und auch der historischen Galerie des ""^5^- Altenbruch geboren, war
Maximilianeums zwei Werke (>Hochzeit Alexander jf-v er zuerst in Hamburg
des Grossen« und >Mohamed zerstört die Kaaba zu * bei einem Dekorations-
Mekka«) beisteuern. Nach Schraudolphs Ableben g \ maier in der Lehre und
wurde Müller 1875 Professor für kirchliche Kunst an * - besuchte, nachdem er
der hiesigen Akademie, welchem Lehramt er 1893 ^^mrSL *^^fl^B H einige kleinere Reisen
entsagte, worauf Karl Marr und der jetzt auch schon jf^Ä*.! fc,- als Porträtzeichner und
verstorbene Alex.Liezen-Mayer sich darin teilten. Als |Hr V "A' Maler unternommen
die originellste Hauptarbeit des Künstlers kann der ,, -"%(, hatte, von 1858—1862 die
Freskeneyklus in der Kirche zu Weissenhorn gelten. §H j>-. hiesige Akademie als
Auch in Entwürfen zu Glasfenstern hat der Künstler Schüler des Professors
sich, besonders seit Uebernahme der akademischen JE, IHans Gude, fortan auch
Thätigkeit, vielfach bethätigt. Aus früheren Jahren ^HA^^^^^^^F dauernd hier verblei-
sei noch eine Reihe von Zeichnungen erwähnt, mit V-h. MfHr bend. Seine gut kom-
denen sich Müller an der im Bruckmannschen Ver- V;Cs'jj ponierten Landschaften
läge erschienenen iSchiller-Galerie« und dem Bilder- —^\ meist aus dem Harze,
cyklus zu >Schillers Glocke« beteiligte. ,,_,„_ .„_,_ „A.-~aB später auch von der eng-
ludw. frische ,jschen küsts( aus
DERLIN. Prof. Friedr. Kallmorgen in Karls- <T 5- D"ember> sind in vielen Galerien,
*~ ruhe wurde als Nachfolger Eugen Brachts an wie in Hannover, Köln,
die hiesige Akademie berufen. — Die Gattin Anton Magdeburg, Wien, Rostock usw. vertreten. tz.
von Werners, Malwine, geb. Schroedter, eine
Tochter des Schöpfers der bekannten Rheinkompo- f""" ESTORBEN : In Wien am 11. November der
sitionen, ist am 16. Dezember, von einem Schlag- Historienmaler Emanuel Kratky, neunund-
anfall betroffen, plötzlich gestorben. — Der Maler sechzig Jahre alt; in Danvers (Massachusetts) der
und Kunstschriftsteller Theodor Kutschmann ist Bildhauer Adolf Kraus; in München am 6. De-
am 18. November nach langem Leiden gestorben. zember der Tiermaler Ludwig Sellmayr, acht-
Zu Quedlinburg am 9. Februar 1843 geboren, war undsechzig Jahre alt, auch als Hersteller virtuos
der jetzt Verewigte zuerst Kaufmann, dann Litho- gezeichneter sogen. Rauchbilder bekannt; ebenda
graph und Zeichner. Illustrationen zu Geibels Ge- am 14. Dezember im Alter von zwanzig Jahren die
dichten zählen u. a. zu seinen ersten Arbeiten dieser Malerin Hanna Horst.

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