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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0285

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-b-5Ö> VON AUSSTELLUNGEN -C3^~

wieder zur Geltung. Man findet hier die »Modell pause»
nebst einer köstlichen Engelstudie, zwei »Garten-
scenen«, von denen die eine in München war, die
andere aber wohl neu ist. Man sieht darauf Uhdes
jüngste Tochter in einem Buche lesen, während die
beiden andern Töchter im Hintergrunde im Grünen
weilen. Der Hund, von hinten in Verkürzung ge-
geben, steht da, als ob er jemand kommen höre.
Das Bild ist voll Licht und Luft. Das Glanzstück
der Ausstellung bildet ein kleines Werk »Am Fenster«.
Man blickt durch ein Zimmer, an ein paar Sesseln
und einer offenen Thür vorbei in ein anderes Zim-
mer, dessen Fenster nach einem Garten liegen und in
dem zwei hellgekleidete weibliche Gestalten stehen.
Eines der frischesten, feinsten und liebenswürdigsten
Bilder, die Uhde je gemalt hat. Auch die beiden
stehenden kleinen Mädchen, die vordere im weissen
Kleid, mit blauer Schürze und Strohhut gehören zu
des Künstlers besten Leistungen. In dem »Schweren
Gange hat Uhde ein früheres Thema neu und wir-
kungsvoll gestaltet, während ein während seiner
Rekonvaleszenz entstandener »Barmherziger Sama-
riter« nicht auf der Höhe des sonst vorhandenen
ist. Walter Leistikow giebt eine ganze Serie
neuer Bilder, unter denen einige auch in der künst-
lerischen Tendenz neu sind. Dazu gehören die im
duftigen Blau schwimmenden »Skären«, eine »Villa
im Park«, die mit ihrem tiefen Grün an ähnliche
Bilder Trübners denken lässt, und eine Dünenland-
schaft »Lange Schatten«, die von schöner Raum-
wirkung ist. Daneben stehen andere Bilder, in denen
der Künstler zwischen Stil und Impressionismus un-
entschieden hin und her geht. Eine Anzahl Studien
von Lichtenberger bietet nichts Erwähnenswertes.
Dagegen zeigt J. nussbaum in dem Bildnis eines
dunkelblonden Herrn, der den Kopf in die Hand stützt,
auf grüngrauem Grunde und in einigen Frankfurter
Strassenbildern recht gute künstlerische Absichten
und malerische Empfindung. In Dario de Regoyos
lernt man einen spanischen Künstler kennen, auf
den Monet gewirkt hat, und der in zwei Landschaften
mit fahrenden Eisenbahnzügen recht annehmbare
Leistungen vorführt. Im Charakter haben gerade
diese Bilder etwas von Sisley, der selbst mit einer
prachtvollen Sammlung älterer Landschaften hier
vertreten ist. Als schönste davon lässt sich unbe-
denklich die »Strasse von Versailles« von 1875 mit
der blauweissen Luft über den grünen Bäumen und
der gelben Chaussee bezeichnen. Dann wären die
»Strasse nach Verrieres« von 1872, die Weingärten
aus der »Umgebung von Marly« von 1873, eine kleine
Flusslandschaft und die von dem Duft eines Herbst-
morgens umkosten -Heuschober« von 1891 als glän-
zende Beispiele für die eminente Kunst dieses grossen
Landschaftspoeten zu nennen. Von August Gaul
giebt es ein paar neue kleine Tiergruppen zu sehen,
»Schafe« und »Gänse; und einen wundervollen kleinen
»Reiher«, der als Petschaftsgriff montiert ist. H. R.
IJ ANNOVER. Der Hannoversche Kunstsalon, der
** Mitte Oktober 1901 eröffnet wurde, darf sich
im Rückblicke auf seine dreimonatliche Thätigkeit
in vollem Masse seiner künstlerischen und mate-
riellen Erfolge freuen. Das neue Unternehmen ist
dank einer geschickten, taktvollen und energischen
Leitung in der kurzen Zeit seines Bestehens bereits
ein bedeutsamer Faktor im hannoverischen Kunst-
leben geworden. Die besten Schöpfungen der neuzeit-
lichen Kunst, darunter eine Reihe hier unbekannter
Namen, sind dem hiesigen Publikum zugänglich
gemacht und um so dankbarer gewürdigt worden,
da störende minderwertige Arbeiten der Ausstellung
grundsätzlich fern gehalten werden. Die Januar-Aus-

stellung vereinigt mit anderen Werken der einheimi-
schen Kunst auch eine Kollektion von Bildern des
Hannoveraners August Voigt. Der Künstler, der,
ursprünglich auf der Wiener Akademie als Schüler
von Karl Zimmermann gebildet, die Zeit von
1873—1893 in Paris wirkte, tritt hier zum ersten-
male mit einer grösseren Zahl von Bildern und
Studien hervor und überrascht durch die Viel-
seitigkeit und den intimen Reiz seiner Arbeiten.
Die figürlichen und landschaftlichen Studien, In-
terieurs und Tierbilder illustrieren aufs beste den
Werdegang des Künstlers, dessen ältere Arbeiten
die tiefe Tonigkeit aufweisen, welche die Werke der
Maler von Fontaineblau und Barbizon charakterisiert,
während die neueren Schöpfungen durch ihr feines
silberiges Licht die Anpassungsfähigkeit des Künst-
lers an die neuen Kunstanschauungen deutlich ver-
raten. Alles in allem eine Gesamtleistung von einer
solchen Fülle künstlerischer Anschauung und Ge-
staltung, dass man den Plan freudig begrüssen muss,
die Kollektion weiteren Kreisen zugänglich zu machen
und von hier aus nach anderen Kunststädten auf
die Wanderschaft zu schicken. PI.
V'ÖLN. Kunstausstellung von Werken geborener
Kölner im Kunstgewerbemuseum. Zehn aus
Köln stammende Künstler hatten sich zu einer Aus-
stellung ihrer Werke vereinigt, die unter dem vor-
stehenden Titel vier Wochen lang dem Publikum zur
Besichtigung frei stand. Unter anderen Verhältnissen
und in anderer Umgebung würde diese Ausstellung
vielleicht nicht die Bedeutung gehabt haben, die sie
thatsächlich für Köln besass. Sind doch einige der
Werke den Besuchern der deutschen Kunstausstel-
lungen schon bekannt und das, was neu hinzuge-
kommen, verändert nur wenig das bis jetzt von ihrem
Schaffen gewonnene Bild. Als einziges Werk monu-
mentaler Skulptur ist Peter Breuer's Marmorgruppe


(Siehe S. 264) CHARLOTTE POPERT rad.

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