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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Zuckerkandl, Bertha: Wiener Ausstellungen: Secession und Hagenbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0325

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srZg> WIENER AUSSTELLUNGEN — APHORISMEN -C^=^

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APHORISMEN
von Joh. Jacob Mohr
Bei allem vielleicht noch enormen Fortschritt und
erweiterten Erkenntnis der Menschen muss der
Künstler und Dichter sich in ihr immer an etwas
Kindliches, Naives, Unbefangenes wenden können.
Findet er es nicht, dann wird es der Kunst zu
schwerem Nachteil gereichen.

MC. GYSIS del.

Das schönste Glück des Dichters ist das erhebende
Gefühl, das er beim Hervorbringen eines Werkes em-
pfindet; jeder Nebengedanke an Ruhm, Beifall, Er-
folg beeinträchtigt dieses Glück.

In der Kunst geht aller Fortschritt bloss bis zu
einem gewissen Grade; hernach ist alles, da sich
ein Stehenbleiben nicht wohl annehmen lässt, Rück-
schritt.
»
Rein und unbefangen wird selten ein Kunst- oder
Dichterwerk beurteilt und genossen; man sieht sich
immer nach einem andern um, es mit ihm zusammen-
zuhalten und zu vergleichen.

Das eigentliche Wesen der Kunst und Poesie
pietätvoll aufgestellte herrliche böcklin wird immer in etwas Befreiendem liegen. Zuerst
(Meeres-Idylle), welcher für die moderne aus den Fesseln der Barbarei, dann der Ueber-
Galerie unlängst erworben wurde, ziert den Bildung und in künftiger Zeit vielleicht aus der
,r mm niederdruckenden Wucht des Wissens und der Er-
grossen Mittelsaal, der von Kolo Moser Kenntnis.
eine koloristisch sehr schön und lebhaft *
wirkende Ausgestaltung erfahren hat. Das £s unterliegt keinem Zweifel, die Kunst hat ihr
Ver-Sacrum-Zimmer enthält farbige Holz- Gesetzbuch; ein grosses Genie kann es vielleicht
schnitte des Malers Orlik, welcher in Japan hier und da ändern, es erweitern; aber es ganz
sich diese Kunst erworben und sie virtuos ausfe"afht ^ssen etivas seinem Geiste Fremdes
_ ., , und Widersprechendes hineintragen, das darf es
ausübt, und eine Reihe von Amateur-Photo- nkht. es fäm ihm auch gar nicht ein> es zu thun_
graphien. Die Gummidrucke Henneberg's,
eines auch in Deutschland bekannten Namens,
und die des Dr. Spitzer zeichnen sich durch
künstlerische Lösung landschaftlicher Motive
so aus, dass ihnen der Platz in einer Kunst-
ausstellung wohl gebührt.
Vielen Erfolg haben die Gäste aus Deutsch-
land. Kruse mit seiner Nietzschebüste, dann
Stuck und hauptsächlich die Münchener Ver-
einigung „Die Scholle".
Die Synthese dieser XIII. Ausstellung der
Wiener Secession ist eine Steigerung der
Persönlichkeitswerte, eine Individualisierung
der Naturanschauung, basierend auf die inten-
siv verarbeiteten, bleibenden Lehrwerte des
Impressionismus.
b.zuckerkandl


T*7

N IC. GYSIS del.

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