DOI Artikel:
Habich, Georg: Münchener Frühjahr-Ausstellungen, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0351
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RICHARD PIETZSCH BERGWINTER
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession
Zeichner und mit bestimmtem Strich charak-
terisiert er alles mögliche Getier und lieber
noch alles „unmögliche" : antediluviale Kolosse,
wie ruhende Nashörner, kauende und schnau-
fende Nilpferde oder die grotesken Vogelge-
stalten der Marabus und Pelikane. Er charakte-
risiert sie wie Menschen: spöttisch und mit
ausgeprägtem Sinn für drastische Komik, aber
diese ungeheueren Dickhäuter, die daliegen
wie Felsengebirge, diese vertrackten Lang-
schnäbel, die miteinander zu ratschen und zu
zanken scheinen wie boshafte alte Jungfern,
es sind doch 77erbilder von naturwissenschaft-
licher Treue, ohne jede falsche Uebertreibung.
Die plastische Abteilung der Secessions-Aus-
stellung um fasst dasWerk eines vielversprechen-
den, leider zu früh abgebrochenen Lebens:
die Arbeiten des vorigen Herbst in jungen
Jahren verstorbenen Bildhauers Emil Dittler,
von denen drei hier abgebildet seien (s. S. 326).
Alles in allem zeigt die „Frühjahr-Seces-
sion" einmal wieder in beruhigender Weise,
dass es noch nicht Herbst geworden ist in der
Münchener Kunst: an jungem Nachwuchs ist
kein Mangel. Darauf aber kommt es an. Nicht
die berühmten Namen, die man so gerne mit
„Persönlichkeiten" verwechselt, machen im
Geiste und in der Wahrheit den Begriff „Kunst-
metropole"- aus, sondern die aufstrebende Kraft.
Und wenn auch der goldene Lebensbaum der
Münchener Kunst an seinen höchsten Spitzen
genug dürre Stellen zeigt: gottlob, die Säfte
steigen noch. Seine Wurzeln sind gesund.
MERKSPRUCH
Weihst du der edlen Kunst dein Streben,
Weiht und veredelt sie dein Leben.
Hermann Alltners
tt 9. Mär: 1902)
R. SCHRAMM JÄGERPORTRÄT
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession
325
RICHARD PIETZSCH BERGWINTER
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession
Zeichner und mit bestimmtem Strich charak-
terisiert er alles mögliche Getier und lieber
noch alles „unmögliche" : antediluviale Kolosse,
wie ruhende Nashörner, kauende und schnau-
fende Nilpferde oder die grotesken Vogelge-
stalten der Marabus und Pelikane. Er charakte-
risiert sie wie Menschen: spöttisch und mit
ausgeprägtem Sinn für drastische Komik, aber
diese ungeheueren Dickhäuter, die daliegen
wie Felsengebirge, diese vertrackten Lang-
schnäbel, die miteinander zu ratschen und zu
zanken scheinen wie boshafte alte Jungfern,
es sind doch 77erbilder von naturwissenschaft-
licher Treue, ohne jede falsche Uebertreibung.
Die plastische Abteilung der Secessions-Aus-
stellung um fasst dasWerk eines vielversprechen-
den, leider zu früh abgebrochenen Lebens:
die Arbeiten des vorigen Herbst in jungen
Jahren verstorbenen Bildhauers Emil Dittler,
von denen drei hier abgebildet seien (s. S. 326).
Alles in allem zeigt die „Frühjahr-Seces-
sion" einmal wieder in beruhigender Weise,
dass es noch nicht Herbst geworden ist in der
Münchener Kunst: an jungem Nachwuchs ist
kein Mangel. Darauf aber kommt es an. Nicht
die berühmten Namen, die man so gerne mit
„Persönlichkeiten" verwechselt, machen im
Geiste und in der Wahrheit den Begriff „Kunst-
metropole"- aus, sondern die aufstrebende Kraft.
Und wenn auch der goldene Lebensbaum der
Münchener Kunst an seinen höchsten Spitzen
genug dürre Stellen zeigt: gottlob, die Säfte
steigen noch. Seine Wurzeln sind gesund.
MERKSPRUCH
Weihst du der edlen Kunst dein Streben,
Weiht und veredelt sie dein Leben.
Hermann Alltners
tt 9. Mär: 1902)
R. SCHRAMM JÄGERPORTRÄT
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession
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