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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Rosenhagen, Hans: Wilhelm Trübner
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0389

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-B-S£> WILHELM TRÜBNER -CÖS=^

gehen in dieser Weise deutet bereits auf halten. Er ist aber in der schönen Stadt
einen grossen Meister; denn es gehört mehr Heidelberg ge"boren, wo er am 3. Februar
als Talent dazu, mit fünfzig Jahren noch 1851 als dritter Sohn des Stadtrats Georg
gradeso kraftvolle und in die Zukunft wei- Trübner das Licht der Welt erblickte. Mög-
sende Kunstwerke zu produzieren wie mit lieh, dass die unvergleichliche Lage der Stadt,
zwanzig. Ueberblickt man Trübners Lebens- die Fülle malerischer Eindrücke, die sie bietet,
werk, so ist man überrascht von der eisernen ihre reizvolle Umgebung, der sie umschwe-
Konsequenz, mit welcher der Künstler seinen bende Zauber geschichtlicher Ereignisse die
Zielen nachgegangen ist und sich dabei auf Entwicklung der Anlagen des blonden Knaben
der Höhe zu halten gewusst hat. Die Er- wesentlich beeinflusst haben. Unter den
klärung für diese Erscheinung ist darin zu Augen sorgsamer und liebevoller Eltern ist
suchen, dass Trübners Ziele immer rein- er dort aufgewachsen. Ueber seinen Schul-
künstlerischer Natur waren, dass er niemals jähren leuchtete das Gestirn eines berühmten
gefragt hat: Wie gefalle ich dem Publikum, Mannes, des als Schuldirektor in Heidelberg
durch welche Nuance kann ich mir seine wirkenden Geschichtsschreibers Georg Weber.
Teilnahme verschaffen?, sondern immer nur: Als in weiterer Folge die Berufsfrage ent-
Wie mache ich gute Kunst? Aus diesem schieden werden sollte, hat ein anderer
kolossalen Respekt vor der Kunst sind die Grosser in Trübners Schicksal eingegriffen
Werke des Meisters entstanden. Er verleiht und den Widerstand der Eltern gegen die
ihnen die grosse Herbigkeit, um deren willen Künstlerlaufbahn zu brechen gewusst: Anselm
das Publikum so schwer ein Verhältnis zu Feuerbach. Alle Sommer weilte der von
ihnen gewinnt; er giebt ihnen aber auch seinen Zeitgenossen niemals nach Verdienst
Anspruch auf die Bewunderung aller Zeiten, geschätzte Maler in der schönen Neckarstadt,
Denn Kunst ist ewig. wo seine treue zweite Mutter ihr Heim auf-
Nach seiner tüchtigen, schweren Art sollte geschlagen. Er fand so viel Talent in den
man Trübner für einen Niederdeutschen Versuchen des jungen Trübner, dass er drin-
gend zuredete, ihn Künstler werden
zu lassen. So durfte denn der Jüng-
ling die Karlsruher Kunstschule be-
ziehen, wo er seine Studien vier Se-
mester lang unter der Leitung Schicks,
des vortrefflichen Canon und von
Feodor Dietz trieb. Ein in dieser Zeit
entstandenes Bild „In der Kirche"
besitzt die Karlsruher Galerie. Dann
ging der Künstler nach München.
An der Spitze der dortigen Akademie
stand damals Wilhelm von Kaulbach,
dem Moritz von Schwind als zweiter
Direktor assistierte. Trübner malte
bei Alexander Wagner und Wilhelm
Diez. Gegen Ende des vierten Seme-
sters lernte er Leibi kennen. Nach-
dem dieser Trübners Arbeiten ge-
sehen, gab er ihm sofort den Rat,
die Akademie aufzugeben, da sie ihn
in seiner Entwicklung nur hindern
könne.
Nun wurde also selbständig ge-
arbeitet. Der Zwanzigjährige malte
in jener Zeit die Bilder, die erst ein
Vierteljahrhundert später anerkannt
werden sollten. Er entwickelte eine
ganz erstaunliche Fruchtbarkeit, ob-
gleich er nicht die geringste Auf-
munterung erfuhr. Wenn er auch
während eines Sommeraufenthaltes
vcilhelm trübner bildnis auf der Herreninsel im Chiemsee


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