Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

DOI Artikel:
Rosenhagen, Hans: Wilhelm Trübner
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0395

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-s-£ö> WILHELM TRÜBNER -C^£=^

hat Figurenbilder in so kraftvoller Herbig- möchte. Hier sind ganz offenbare Berührungs-
keit der Auffassung von mehr oder minder punkte mit Cranach, wie überhaupt ein aus-
alltägigen Menschen und Situationen gemalt, gesprochener deutscher Zug in Trübners
wie sie Trübner in seinen Bildern „Auf dem Kunst herrscht. Nur Thomas Landschaften
Kanapee" (Abb. S. 366), „Im Heidelberger sind noch so eigenartig deutsch wie die von
Schloss" (Abb. S. 375). „Im Atelier" (Abb. Trübner. Nicht eine Spur von französischer
XIV. Jahrg. H. 21) u. a. geschaffen? Die Land- Manier ist darin und nicht die Spur von
Schäften sprechen schon in den farblosen Repro- Konvention. Man wird sie unter tausend an-
duktionen für sich selbst. „Der Zimmermanns- deren Landschaften herauskennen an ihrer
platz am Wessiingersee" (Abb. S. 381), „Im besonderen Farbe, an der magistralen Malerei
Odenwald" (Abb. XVI. Jahrg. H. 20) und „Am und der ungewöhnlichen Art, wie Trübner
Bodensee" (Abb. S. 380) zeigen allein schon in ein Motiv anpackt.
der Art des Ausschnittes eine Selbständigkeit, Die ersten Bilder des Künstlers waren
die nur noch durch die Eigenart und Innigkeit, dunkel. Er liebte, seine Farben aus schwärzlich
mit der Trübner die Natur erfasst hat, über- braunen Gründen leuchten zu lassen. Sie hatten
troffen wird. In Bildern wie „Caesar am oft den schönen Emailglanz, den man an den
Rubicon" (Abb. S. 376), „Meditation" (Abb. Bildern alter deutscher Meister bewundert.
S. 384) oder in der „Kreuzigung" (Abb. IX. In den letzten Werken ist Trübners dunkelste
Jahrg. H. 21) kommt neben der grossen Kunst Farbe ein kaltes Grün, das die günstigste
dasschrulligeElementinTrübnersIndividualität Folie bildet für die lebhafte Beleuchtung und
zur Geltung, das leicht einen zufälligen, meist die hellen Töne, mit denen er Freilicht-
witzigen Einfall zur Tiefsinnigkeit stempeln Stimmungen giebt. Auch in seinem Pleinair
ist der Künstler weitab von
den Wegen der Franzosen
und äussert die neue An-
schauung in seiner ureige-
nen Sprache. Das erhebt
ihn über die meisten, sogar
berühmten zeitgenössischen
Maler, die sich niemals von
dem französischen Vorbilde
befreien konnten und es
bestenfalls erreicht haben.
In seiner knorrigen Eigen-
tümlichkeit steht Trübner
ganz für sich da. Er ist
nicht nur ein grosser Maler,
sondern auch ein fest in
seinem eigenen Wesen ruh-
ender Mensch. Im Leben
still, wohlwollend und be-
scheiden, als Künstler eine
starke, bezwingende Per-
sönlichkeit, die im Kämpfen
und Ringen ihre höchste Be-
friedigung findet. Er hat,
dank seiner unabhängigen
Lage, die Augen unablässig
auf seine hohen Ziele rich-
ten können, niemals Kon-
zessionen machen brauchen.
Ein Glück für ihn und die
Kunst, das er aber durch ein
Leben voll ernster Thätig-
keit so redlich vergolten hat,
wie es nur ein Vollmensch
vermag. Die Gegenwart ist
Wilhelm trübner Bildnis Martin Greifs den Dank für sein Dasein


368
 
Annotationen