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Zuckerkandl, Bertha: Klingers Beethoven in der Wiener Secession
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0416
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füllte. Diese durch den Wunsch, das Material schmetternde Jubelfanfare, zum Schluss ein
kräftig zu betonen, entstandene Technik be- Engelshymnus der Freude!
stimmte nun auch die Gruppierung nach Der Gedanke, dass dieses Meisterwerk
demselben dekorativen Prinzip. Die beiden Klimts verschwinden soll, wenn die Ausstel-
Längswände lassen in grossen Flächen den lung schliesst, flösst wohl Bewunderung für
Verputz ganz frei und nur an einzelnen Stellen den Künstler ein, welcher seinem Kollegen
gruppiert Klimt die Verkörperungen seiner Klinger eine so königliche Huldigung brachte,
Allegorien. Die Schmalwand allein ist vom ist aber für den Kunstfreund sehr betrübend.
Fresko ganz überdeckt. Auf derselben sind Raummangel gestattet uns nicht, den so
die feindlichen Gewalten dargestellt, die Ge- mannigfaltigen Flächenschmuck des Baues ein-
stalt Tiphoeus, gegen den selbst die Götter ver- gehend zu besprechen. Eine Fülle von Tech-
gebens kämpfen, dann Krankheit, Wahnsinn, niken haben die Wiener Künstler gefunden,
Wollust, Tod, Unkeuschheit und Völlerei, welche geeignet sind, grossen Flächen die
kurz alles Elend, welches die Menschen zu dekorative Zier zu geben, die sich mit der
vernichten droht. Die erste Langwand aber Architektonik zur unlöslichen Einheit ver-
zeigt die Sehnsucht der Menschen nach Glück, bindet. Mosaiken aus Stein, aus Glasfluss, aus
nach Poesie; erst dehnen sich engelartige Ge- glasierten Kacheln; Zementschnitt mit Intarsia
stalten als Fries am obersten Rande der Wand; und Goldmalereien; Marmorreliefs; farbige Be-
dann gegen die Mitte zu steht ein herrlich kraft- tonskulpturen ; getriebene Kupferplatten ; holz-
voller Ritter ganz in goldstrotzender Rüstung. geschnitzte und gefärbte Reliefs etc. etc. — all
Ihn flehen die reizvoll zarte Jungfrau, die dies schmückt, von ernstem ornamentalen Ge-
sich härmenden, traurigen Menschen an, sie fühl getragen, die Räume,
dem Glücke und der Poesie zuzuführen. Alles in allem bedeutet die Aufstellung von
Dieses Ziel als erreicht zeigt die gegenüber- Klingers Beethoven in der Wiener Secession
liegende Längswand, wo die Glücksuchenden eine Erhebung des Kunstgedankens, eine
nach Ueberwindung der gegenkämpfenden Höherwertung der zu erstrebenden Ziele, ein
Laster zu der leuchtenden, in goldenem Gelb Aufschwingen zum Idealen,
strahlenden Gestalt der Poesie gelangen. Eine B. Zuckerkandl
klinger-ausstellung wiener secession
Die Kranzträgerinnen sind »Der werdende Tag"
(Stirnwand des Mittelsaals) Bildwerke von Rnd. Bacher Wandgemälde von Adolf Böhm
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füllte. Diese durch den Wunsch, das Material schmetternde Jubelfanfare, zum Schluss ein
kräftig zu betonen, entstandene Technik be- Engelshymnus der Freude!
stimmte nun auch die Gruppierung nach Der Gedanke, dass dieses Meisterwerk
demselben dekorativen Prinzip. Die beiden Klimts verschwinden soll, wenn die Ausstel-
Längswände lassen in grossen Flächen den lung schliesst, flösst wohl Bewunderung für
Verputz ganz frei und nur an einzelnen Stellen den Künstler ein, welcher seinem Kollegen
gruppiert Klimt die Verkörperungen seiner Klinger eine so königliche Huldigung brachte,
Allegorien. Die Schmalwand allein ist vom ist aber für den Kunstfreund sehr betrübend.
Fresko ganz überdeckt. Auf derselben sind Raummangel gestattet uns nicht, den so
die feindlichen Gewalten dargestellt, die Ge- mannigfaltigen Flächenschmuck des Baues ein-
stalt Tiphoeus, gegen den selbst die Götter ver- gehend zu besprechen. Eine Fülle von Tech-
gebens kämpfen, dann Krankheit, Wahnsinn, niken haben die Wiener Künstler gefunden,
Wollust, Tod, Unkeuschheit und Völlerei, welche geeignet sind, grossen Flächen die
kurz alles Elend, welches die Menschen zu dekorative Zier zu geben, die sich mit der
vernichten droht. Die erste Langwand aber Architektonik zur unlöslichen Einheit ver-
zeigt die Sehnsucht der Menschen nach Glück, bindet. Mosaiken aus Stein, aus Glasfluss, aus
nach Poesie; erst dehnen sich engelartige Ge- glasierten Kacheln; Zementschnitt mit Intarsia
stalten als Fries am obersten Rande der Wand; und Goldmalereien; Marmorreliefs; farbige Be-
dann gegen die Mitte zu steht ein herrlich kraft- tonskulpturen ; getriebene Kupferplatten ; holz-
voller Ritter ganz in goldstrotzender Rüstung. geschnitzte und gefärbte Reliefs etc. etc. — all
Ihn flehen die reizvoll zarte Jungfrau, die dies schmückt, von ernstem ornamentalen Ge-
sich härmenden, traurigen Menschen an, sie fühl getragen, die Räume,
dem Glücke und der Poesie zuzuführen. Alles in allem bedeutet die Aufstellung von
Dieses Ziel als erreicht zeigt die gegenüber- Klingers Beethoven in der Wiener Secession
liegende Längswand, wo die Glücksuchenden eine Erhebung des Kunstgedankens, eine
nach Ueberwindung der gegenkämpfenden Höherwertung der zu erstrebenden Ziele, ein
Laster zu der leuchtenden, in goldenem Gelb Aufschwingen zum Idealen,
strahlenden Gestalt der Poesie gelangen. Eine B. Zuckerkandl
klinger-ausstellung wiener secession
Die Kranzträgerinnen sind »Der werdende Tag"
(Stirnwand des Mittelsaals) Bildwerke von Rnd. Bacher Wandgemälde von Adolf Böhm
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