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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Zuckerkandl, Bertha: Klingers Beethoven in der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0415

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—S32> WIENER SECESSION <2s^

werk von der gewaltigen Kraft des Klinger-
schen Beethoven.
Die grosse Beethovenhalle zeigt, nachdem
den Ausstellungsräumen der Charakter der
Monumentalität gewahrt bleiben sollte, das
Dekor durchwegs aus echten Material be-
stehen musste und die Herstellungsmittel
doch nur beschränkte waren, einfach rauhen
Wandbewurf. Die Stirnwand, so dass Beet-
hovens Antlitz dem Bilde zugewendet ist,
nimmt die in geschnittenem Mörtel und
Casei'nbemalung komponierte Freske „Der
werdende Tag" von Adolf Böhm ein. Das
Mittelfeld der Rückwand sollte einen teppich-
artigen stilisierten, symbolisch wirkenden
Hintergrund zu Klingers Skulptur geben.
Alfred Roller hat diese schwierige Auf-
gabe durch eine teils schablonierte, teils aus
Mörtelschnitt, Metallbelag und Intarsia be-
stehende Malerei „Die sinkende Nacht" in
dekorativ grosszügiger Weise gelöst. Weit
beschwingte strengstilisierte Genien schweben,
goldene Himmelskörper in Händen haltend,
herab, von Sternen umgeben. Die Einzel-
heiten der Formen lösen sich in grossen all-
gemeinen Ornamentallinien auf.
Josef Hoffmann hat durch den in so
wohl abgewogener Proportionsreinheit und
so feinsinniger Stimmungsrhythmik sich aus-
zeichnenden architektonischen Rahmen, wel-

chen er um das Beethovenbildnis schuf, sich
in die erste Reihe der architektonischen
Künstler gestellt. Mag man die Stilart des
Innenbaues als romanischen Ursprungs be-
zeichnen, den archaistischen Zug des Ganzen
als fremdartig empfinden, uns kümmern nicht
die Ausgangspunkte einer Konzeption, son-
dern nur deren zweckgerechte, durch inner-
liche Beweggründe gerechtfertigte Gestaltung.
Die Toneinförmigkeit der Wände ist im Hin-
blick auf die Farbigkeit der den Raum be-
herrschenden Skulptur logisch begründet. Man
kann sich schwerlich eine Architektonik vor-
stellen, die ihren Absichten gerechter würde,
als es in dieser den Zwecken des ornamentalen
Flächendekors, dem Fresko und alten seinen
Abarten dienenden Ausstellung der Fall ist.
Am kühnsten hat wieder Klimt die neue
Aufgabe gelöst. Ihm oblag es, den linken
Seitensaal, von welchem aus zum erstenmale
das Denkmal Beethovens sichtbar wird, ganz
mit Fresken zu schmücken. Er fasste die
Freske als ornamentierte Putzfläche auf. Die
Mörtelwand benützte er als Grundton für
die von ihm darauf ausgeführten Figuren,
so dass er eigentlich nur eine Konturen-
zeichnung auf die Wand auftrug und zur
Fleischfärbung der Körper grösstenteils den
Mörtelton direkt benützte, oder nur ganz
leicht die konturierten Flächen mit Farbe aus-
 
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