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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Clemen, Paul: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0563

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-st-s^D- DÜSSELDORFER AUSSTELLUNG <&£~e-

den Wasserstrom eine in flachem Bogen dem kleinen Palazzo di Venezia, dem Palazzo
kühn gespannte Treppe. della Valle als Barockbauten nachgebildet
Das neue Kunstausstellungsgebäude ist und fällt so ein wenig aus dem Stil heraus:
nach den preisgekrönten Plänen des Archi- aber im ganzen ist dieser Bau doch nichts
tekten Bender errichtet; aber zuletzt ist weniger als historisch und im historischen
von diesen Plänen nicht viel mehr als die Stile komponiert. Der kupfernen Kuppel,
glückliche Grundrissdisposition übrig ge- die ohne vermittelnden Tambour über der
blieben — der ganze Ausbau und die Aus- Eingangshalle thront, geht es freilich wie
bildung der Fassade stammt von dem Frank- allen solchen Krönungen: sie tritt erst in
furter Architekten Rückgauer. Die Lage hinlänglicher Entfernung hervor. Aber auch
des Kunstpalastes als Abschluss des langen sie wird sich anders präsentieren, wenn der
Vorgeländes verlangte eine sehr kräftig pro- mittlere Giebel weniger unvermittelt in sie
filierte Architektur; die Hauptcäsuren, die einschneidet — über dem Mittelrisalit fehlt
die drei Risalite darstellten, mussten scharf noch die figürliche Abschlussgruppe wie der
betont werden. Das hat die 132 m lange Schmuck der bronzenen Quadrigen über den
Fassade sicherlich gut gelöst. Das italienische Eckrisaliten. Auch der plastische Flächen-
und süddeutsche Barock hat hier die Wege schmuck ist nur zum Teil ausgeführt: das
gewiesen, aber der Architekt springt ganz mittlere Giebelfeld zeigt eine grosse Relief-
frei mit diesen Formen um. Es ist vielleicht darstellung von Karl Heinz Müller, eine
etwas viel Eklekticismus in den Details, an tüchtige akademische Arbeit, die Stiftung des
den Eckrisaliten Louis XVI.-Formen, in dem rheinischen Kunstvereins, zur Seite rein
Prachtstück der ganzen Anlage, der wirkungs- dekorative Gruppen des jungen Düsseldorfer
vollen mächtigen Vorhalle, die den Beschauer Bildhauers Nieder, weich, mit fliessenden
empfängt, klassizistische Einzelheiten neben Umrissen, viel mehr aus dem Stein heraus
Formen der Otto Wagner-Schule. Der ent- geboren.
zückende feine Binnenhof mit seinen Säulen- Umsichtig, nach langem Ausprobieren sind
Stellungen ist eher Klosterhöfen vom Ende im Inneren die Erfahrungen der modernen
der italienischen Frührenaissance und den Ausstellungsgebäude, der deutschen, franzö-
Höfen römischer Paläste, der Cancelleria, sischen und englischen, ausgenutzt. Die langen
Flügel zeigen feste Eisenträger
und zwischen ihnen ein System
von beliebig verstellbaren hölzer-
nen Wänden, die das Schaffen von
Sälen und Kabinetten jeder Aus-
dehnung gestatten. Ein doppeltes
Oberlicht, das untere mit ge-
dämpften Milchglasplatten, soll
das Velum überflüssig machen —
aber das Licht ist doch noch durch-
weg zu intensiv und grell. Auch
die Höhe der Räume ist nicht
immer eine günstige. Aber im
allgemeinen darf doch der neue
Kunstpalast als das beste und prak-
tischste moderne Kunstausstel-
lungsgebäude bezeichnet werden.
Ganz eigenartig und neu ist der
in der Mitte der ganzen Anlage
liegende Statuenhof: um einen
stillen und verschwiegenen Gar-
ten mit herrlichen, blühenden
Büschenundein schlichtes,grosses
Brunnenbecken, die hohen Arka-
den eines italienischen Campo
Santo — Marmor wie Bronze und
HBi^&-S^^BBHHI^H^HBBB^^^^Bi^^^^^^^Hä| alles unechte Material kommt hier
Ferdinand andri slovaken gleich gut zur Geltung, die Auf-
Deutsch-Nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf Stellung ist VOn einer Über-

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