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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Clemen, Paul: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0574

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-*-Z£D- DÜSSELDORFER AUSSTELLUNG <^^-

viel Ungereimtheiten und eine zu starke Ver-
nachlässigung des eigenen Könnens. Zugeben
muss man, dass es sich hier um eine durchaus
ernste Arbeit handelt. Der Maler macht von
seinem guten Rechte, hier, wo es sich um eine
selbstgestellte monumentale Aufgabe handelt,
über sein Thema an der Wand zu philoso-
phieren, ausgiebig Gebrauch. Auch das kolo-
ristische Prinzip, das dem Bild zu Grunde liegt,
muss man anerkennen: dass er in der Predella
die etwas erdigen Fleischtöne auf stumpf
schwarzen Grund gesetzt, die ganzen Farben
auf den oberen Streifen und die Seitenstücke
verteilt hat, auch dass in diesen, so hart sie zu-
nächst zu einander zu stehen scheinen, ein ein-
heitlicher strenger Farbenaccord herrscht. Und
es ist auch interessant zu sehen, nach welchen
Gesichtspunkten sich der Künstler eine solche
Wand aufgebaut denkt. Aber auch beim
besten Willen steht man zuletzt doch wieder
ratlos davor.
Es fehlt hier leider der Raum, die Plastik
so eingehend zu behandeln, wie sie es ver-
diente — wenn sie auch für die fremden
Künstlergruppen nicht entfernt eine ausrei-
chende Repräsentation bringt. Max Kruse
ist mit einer stattlichen Zahl seiner Werke
vertreten, die sein bedeutendes Können als
Porträtist, seine Virtuosität der Holzbehand-
lung und die Innigkeit seiner Idealkunst in

das glänzendste Licht setzen. Seine Holz-
gruppe „Junge Liebe" (Abb. XV. Jahrg. S. 319)
entzückt hier wie überall, wo sie bisher er-
schien — wie viel rührender ist die Hilflosigkeit
des Mädchens und ihr andächtiges Vertrauen
dem sicher und kraft voll vor ihr stehenden
Jüngling gegenüberals in deretwas veränderten
Bronzegruppe, wo der Jüngling eine fastEber-
leinsche Haltung angenommen hat, Breuer's
„Adam und Eva" (Abb. XIV. Jahrg. Nr. 2),
Epler's „Zwei Mütter" (Abb. X. Jahrg. S. 257)
sind schon von früher her bekannt. Der Frank-
furter Josef Kowarzik bringt neben einer
grösseren Marmorwiederholung seiner schon
im vorigen Jahre in Dresden ausgestellten reiz-
vollen Mädchenfigur eine feine Porträtstudie in
einem weichen rötlichen kleinasiatischen Mar-
mor, der alle Härten gleichsam aufsaugt, eine
Büste mit zwei wundervoll behandelten Armen,
die ganze Halbfigur von wahrhaft klassischen
Linien (Abb. s. S. 546). Gern nenne ich auch
die schöne Mädchenbüste von Gerhard
Janensch (Abb. s. S. 531), die „Giulia" von
Heinrich Wadere (Abb. s.S.541), die „Haar-
flechterin" von Sintenis, die vier schon bekann-
ten meisterhaften Büsten von Carl Seffner
(„Max Klinger"-Büste s. S. 542). Und nicht
einmal streifen kann man, was in all den
Räumen noch zerstreut von kleinen Bronze-
bildwerken Steht. (Ein zweiler Aufsatz folgt.)
 
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