-*-£Ö> EUGENE BURNAND
Lausanne erschienene Sammlung „Les Legen- Kunstepoche gehören. Burnands Komposi-
des des Alpes Vaudoises", Georges Sands tionen sind in ihrer Bedeutung und Wirkung
„Francois-le-Champi" (Calmann-Levy, Paris) durchaus abhängig von ihrem landschaftlichen
und Urbain Oliviers „L'orphelin" (Bridel, Hintergrunde, obgleich der Künstler die Fähig-
Lausanne). Auch eine in jüngster Zeit ent- keit besitzt, seine Gestalten mit individuel-
standene grössere Folge von Illustrationen für lern Leben zu erfüllen, ihnen einen starken
Bunyans „Voyage du Chretien", von denen hier seelischen Ausdruck zu geben. Das ge-
a. S. 255 eine Probe gegeben ist, sei genannt, lungenste seiner Werke in dieser Richtung
Was Burnand als Künstler besonders aus- ist einstweilen immer noch das riesengrosse,
zeichnet, ist seine grosse Aufrichtigkeit und die Flucht des geschlagenen Burgunderfürsten
Ehrlichkeit. Seine Schöpfungen sind mit ganz darstellende Bild und vielleicht überhaupt die
wenigen Ausnahmen vor der Natur entstanden, einzige von grossem geschichtlichen Geist
Selbst seinen Bildern idealen Inhalts fehlt erfüllte gemalte Historie, die der Pleinairismus
nicht die enge Verbindung mit dieser und geliefert hat. Der Gegensatz des schweigen-
das sich daraus ergebende künstlerische den, von friedlichem Sonnenschein erhellten
Problem. Er ist in erster Reihe Freilicht- Waldes zu der an seinen Stämmen vorüber-
maler. Nicht viele Künstler haben mit solchem hastenden Schar wirkt bezwingend, und in der
Erfolge die sonnendurchleuchtete Atmosphäre Gestalt des barhaupt reitenden, von Scham
und ihre Wirkung auf die Erscheinungen der und Wut und Rache erfüllten Burgundenher-
Natur gemalt. Gewisse Bilder Burnands wie zogs hat der Künstler eine Erscheinung von
der „Alpenstier", „Der Obstgarten", „Ein höchster Eindringlichkeit geschaffen. Das ist
Bauersmann", „Die weisse Kuh" versetzen ein kolossaler Schritt über die von Delaroche
den Beschauer so vollkommen in die erdrück- und Piloty abstammende Historienmalerei hin-
ende Helle des Tages, dass er unwillkürlich aus. Dem Herzen Burnands sind die im
die geblendeten Augen schliesst. Sie werden Luxembourg-Museum befindlichen, erschreckt
immer zu den wichtigen Dokumenten der und schmerzlich bewegt zum Grabe des Auf-
unter dem Zeichen des Pleinairs stehenden erstandenen im Sturmschritt eilenden „Jünger"
EUGENE BURNAND DIEWEISSEKUH
(Das Original in der Galerie Ravene za Berlin)
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Lausanne erschienene Sammlung „Les Legen- Kunstepoche gehören. Burnands Komposi-
des des Alpes Vaudoises", Georges Sands tionen sind in ihrer Bedeutung und Wirkung
„Francois-le-Champi" (Calmann-Levy, Paris) durchaus abhängig von ihrem landschaftlichen
und Urbain Oliviers „L'orphelin" (Bridel, Hintergrunde, obgleich der Künstler die Fähig-
Lausanne). Auch eine in jüngster Zeit ent- keit besitzt, seine Gestalten mit individuel-
standene grössere Folge von Illustrationen für lern Leben zu erfüllen, ihnen einen starken
Bunyans „Voyage du Chretien", von denen hier seelischen Ausdruck zu geben. Das ge-
a. S. 255 eine Probe gegeben ist, sei genannt, lungenste seiner Werke in dieser Richtung
Was Burnand als Künstler besonders aus- ist einstweilen immer noch das riesengrosse,
zeichnet, ist seine grosse Aufrichtigkeit und die Flucht des geschlagenen Burgunderfürsten
Ehrlichkeit. Seine Schöpfungen sind mit ganz darstellende Bild und vielleicht überhaupt die
wenigen Ausnahmen vor der Natur entstanden, einzige von grossem geschichtlichen Geist
Selbst seinen Bildern idealen Inhalts fehlt erfüllte gemalte Historie, die der Pleinairismus
nicht die enge Verbindung mit dieser und geliefert hat. Der Gegensatz des schweigen-
das sich daraus ergebende künstlerische den, von friedlichem Sonnenschein erhellten
Problem. Er ist in erster Reihe Freilicht- Waldes zu der an seinen Stämmen vorüber-
maler. Nicht viele Künstler haben mit solchem hastenden Schar wirkt bezwingend, und in der
Erfolge die sonnendurchleuchtete Atmosphäre Gestalt des barhaupt reitenden, von Scham
und ihre Wirkung auf die Erscheinungen der und Wut und Rache erfüllten Burgundenher-
Natur gemalt. Gewisse Bilder Burnands wie zogs hat der Künstler eine Erscheinung von
der „Alpenstier", „Der Obstgarten", „Ein höchster Eindringlichkeit geschaffen. Das ist
Bauersmann", „Die weisse Kuh" versetzen ein kolossaler Schritt über die von Delaroche
den Beschauer so vollkommen in die erdrück- und Piloty abstammende Historienmalerei hin-
ende Helle des Tages, dass er unwillkürlich aus. Dem Herzen Burnands sind die im
die geblendeten Augen schliesst. Sie werden Luxembourg-Museum befindlichen, erschreckt
immer zu den wichtigen Dokumenten der und schmerzlich bewegt zum Grabe des Auf-
unter dem Zeichen des Pleinairs stehenden erstandenen im Sturmschritt eilenden „Jünger"
EUGENE BURNAND DIEWEISSEKUH
(Das Original in der Galerie Ravene za Berlin)
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