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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Lange, Konrad von: Ueber Bilderpreise
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0029

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-*^> UEBER BILDERPREISE <^=^

Kenntnis kommen, eine ganz übertriebene sich etwas, wenn sie nicht ebensoviel forderten
Vorstellung von Bilderpreisen haben. Wenn wie der Professor Soundso, den sie doch im
diese Leute wüßten, daß eine Menge jüngerer Grunde für einen Stümper halten! Ich gebe
Künstler am Hungertuche nagen, weil sie nie- auch anstandslos zu, daß ihre Bilder oft grade
mals ein Bild verkaufen, daß sie herzensfroh so gut sind, wie die der anerkannten Maler,
wären, einmal ein paar hundert Mark für ein Aber sie haben tatsächlich diese Preise im
Bild zu erhalten, an dem sie einige Wochen Kunsthandel noch nicht erzielt und werden
gemalt haben, dann würden sie wohl etwas sie auch bis auf weiteres nicht erzielen,
weniger ängstlich sein. Was hat es also für einen Zweck, eine solche

Das Schlimmste aber ist, daß selbst diese Forderung verfrüht zu stellen? Glauben sie
noch um ihre Existenz kämpfenden Maler etwa dadurch die Kritik zur Anerkennung
ihre Bilder auf Ausstellungen oft so hoch zu zwingen? Das ist ein gefährliches Spiel,
ansetzen, daß ein mäßig wohlhabender schon mancher ist dabei zu Grunde ge-
Mensch nicht an ihre Erwerbung denken gangen.

kann. Ich habe oft die rührende Konsequenz Das Schlimmste ist, daß auch diese ge-
bewundert, mit der junge und keineswegs forderten Preise in den meisten Fällen gar
allgemein anerkannte Maler immer und immer keine definitiven sind. Wenn man fragt,
wieder fordern: 3000, 5000, 6000 Mark, und heißt es oft: der Künstler würde das Bild
immer und immer wieder ihre Bilder zurück- wohl auch billiger abgeben. Wozu fordert
bekommen oder unverkauft zur nächsten Aus- er aber dann erst mehr? Ich bezweifle, daß
Stellung schicken. Wie ist so etwas möglich? dies Verfahren, das an unreelle Kaufleute
Zum Teil beruht es wohl auf Selbstüber- erinnert, im Interesse der Künstler ist. Es
Schätzung. Wenn dahinter ein gewisses Ver- kommt dadurch eine Unsicherheit in den
mögen steckt, so begreift man
die Sache ja. Ich sah neulich
auf einer Ausstellung zwei etwa
lebensgroße Porträts, Brust-
bilder, die mir sehr gut gefielen
und erkundigte mich nach dem
Preise: 15000 M. zusammen.
Ich forschte dann nach dem
Alter des Künstlers und fand:
dreißig Jahre. Ich schrieb ihm,
ich bedauere, aus der Anset-
zung des Preises schließen zu
müssen, daß er die Bilder nicht
verkaufen wolle. Das seien ja
Preise, wie man sie für Leibi
und andere schon vom Kunst-
handel in die Höhe getriebene
Meister zahle. Er antwortete,
es sei schlimm genug, daß man
solchen Meistern nicht schon
bei Lebzeiten diese Preise be-
zahlt habe. Er für seine Per-
son wolle das Geschäft lieber
selbst machen als nach seinem
Tode die Kunsthändler machen
lassen. Der Mann hatte so un-
recht nicht, denn er war reich
und konnte es sich leisten zu
warten. Aber andere, die nichts
zu beißen haben? Ist es bei
denen nicht nur der törichte
Wetteifer mit den ersten Mei-
stern, der sie zu solchen Prei-
sen treibt? Der sie zu dem
Glauben führt, sie vergäben franz von lenbach frau Siegfried mit tochter

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