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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Hann, Pauline: 24. Jahresausstellung der American Artists
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0036

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«a-SÖ> NEW YORKER JAHRES-AUSSTELLUNG

fr. v. lenbach frau hess-diller

Golfspiel im Freien, keine blutleere Süßigkeit, ein
kraftvolles, schlankes junges Geschöpf in schwarzem
halbaufgerafftem Rock, weißer Bluse und schwarzem
Hut, hoch aufgerichtet, halb abgewandt und zurück-
blickend, uns frank und frei betrachtend. Schade,
daß dem Porträt kein Preis zufiel, wenn einer,
dann hätte Henri eine Auszeichnung verdient. Alle,
mit nur einer Ausnahme, wurden Landschaften
zugesprochen, allerdings solchen von ganz unge-
wöhnlich hohem Wert. Der Shaw-Preis wurde in
einen Fonds umgewandelt, aus welchem alljährlich
eines oder mehrere Bilder für die Galerie dieses
Mäcens angekauft werden. Die Wahl fiel auf Wal-
cott's »Klatsch«: ein in der bläßlichen, graublauen
Manier aus Uhdes erster Zeit gemaltes Bild, das
schwatzende Marktweiber und, ihnen als Folie gegen-
übergestellt, eine Herde schnatternder Gänse dar-
stellt. Ferner auf eine fein empfundene, zart ge-
tönte Landschaft >Früher Morgen« von Leonard
Ochtman und endlich auf ein leuchtendes, glän-
zendes Frühlingsbild von Bolton Jones, das nicht
nur von Shaw angekauft, sondern auch noch mit
dem Webb-Preise für die hervorragendste Landschaft
der Ausstellung ausgezeichnet wurde. Murphy, ein
anderer unserer hervorragenden, den amerikanischen
Land- und Wasserscenerien ihre intimsten Reize
abgewinnenden Stimmungsmaler, erhielt den viel-
begehrten, von Carnegie gestifteten Preis für sein
»Oktober-Nebel« betiteltes, in der Behandlung der
Atmosphäre besonders wirkungsvolles Bild. Ein
Preis, der zur Erinnerung an Julia Shaw gegründet
wurde, und nur an Künstlerinnen verteilt werden
kann, fiel der Frau des bizarr-genialen Bildhauers
Mac Monnies für ihr >Blütezeit in der Normandie«
betiteltes Bild zu, eine blühende Obstgärten dar-
stellende Landschaft in glänzenden Farbentönen. Im
Eingangssaale werden alle Landschaften von einer
älteren, mächtigen Sturm- und Brandungsscene an
den Klippen Maines von Winslow Homer >Dem
Nord-Ostwind« überschattet. Kaum vermögen die
poetische »Hochsommernacht« von Ch. Curran,
mit ihren im Mondlicht glitzernden Gewässern und
dunkeln Baumgruppen, Van Boskerck's Studien

aus Fontainebleau, Palmer's Winterbilder, Robin-
son's »Teich« die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

In den andern Sälen erfreut man sich an Couse's
Schafherde in einer sonnigen Landschaft, an Foote's
»Brücke« im alles sanft verschleiernden Mondschein
und seinem »Morgen« im dünnen, dem Sonnenauf-
gang vorangehenden Nebel, an Ben Foster's,
Bruce Crane's und des jüngeren Inness Stim-
mungslandschaften.

Als dritte Gattung kommt diesmal selbst das
Figurenbild gut zur Geltung. John Alexander
lieferte zwei bedeutende Beiträge: Eine brillante Studie
in Verkürzungen >Die schwarze Katze«, eine Frau in
Gelb beugt ihren Oberkörper weit über die Lehne
eines Armstuhls, um die auf dem Parkett spielende
Katze zu streicheln; das Zimmer erfüllt von einem
warmen goldgelben Ton, wie ihn die durch weiße
Vorhänge gedämpften Sonnenstrahlen hervorbringen.
Doch wirkt die weit übergebogene Frauengestalt, von
der wir nur einen Teil des Scheitels und Rückens
sehen, bizarr. >Mutter und Kind« zeigt diesen talent-
vollen Maler von seiner besten Seite, die Frau, die
sich über ein schlafendes Kind auf einem Sofa neigt,
scheint das Licht in dem halbdämmerigen Raum
förmlich aufzusaugen und auszustrahlen. Horatio
Walker bringt eine seiner lebensprühenden kanadi-
schen Bauernscenen: eine große Küche, in der ein
stämmiger Kanadier eine Sau zerlegt. Das Bild hat
Rasse und urwüchsige Kraft. Drake's »Schmied«
zeigt feine Beobachtung der vermischten Licht-
wirkungen von Tageslicht und Essenfeuer. Ellen
Ahrens bringt eine »Nähende alte Frau«, ein Bild,
das wegen seiner Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit
eine goldene Medaille in Philadelphia erhielt und
verdiente. Von Edwin Abbey ist eines seiner histo-
rischen Kostümbilder »Sylvia« da, mit all der Vir-
tuosität der Stoffmalerei und Geschicklichkeit der
Komposition ausgestattet, die diesen Künstler aus-
zeichnet. Dem religiösen Bild nähert sich ein kolo-

fr. v. lenbach gräfin knyphausen

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