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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Winkler, Georg: Anselm und Henriette Feuerbach und ihre Beziehungen zum Grafen Schack, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0126

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SCHACK UN

in Rom. Er weihe täglich in seinem Atelier
und holte ihn abends zu Spaziergängen ab.
Sein „glühender Schaffensdrang" erfüllte
Schack mit Freude und veranlaßte diesen zu
neuen Aufträgen. Wir wissen von Feuer-
bach selbst, daß er ein Bild lange mit sich
im Geiste herumtrug, dann aber schnell und
mit sicherer Hand zur Ausführung brachte.
Lenbach fürchtet in einem Brief an Schack
vom 19. Februar 1864, „daß Feuerbach ins
Schnellmalen kommt. Ich glaube aber, daß
der Genuß des Beschauers im Verhältnis
steht zur Lust und Liebe, die der Künstler
bei Ausführung eines Gemäldes hat". Marees
hingegen ist voll Bewunderung über Feuer-
bachs „geschicktes und außerordentlich schnel-
les Arbeiten". Als Schack später einmal auf
diese glückliche G?be des Künstlers hin-
wies, ließ ihm dieser durch Henriette sagen :
„Was die Raschheit und Leichtigkeit be-
trifft, so meint Anselm sie nicht als Ver-
ringerung der Anstrengung der physischen
und psychischen Kräfte, sondern nur als eine
schnellere Verzehrung derselben gelten lassen
zu dürfen."

Mit den „Badenden Kindern" war Schack
nicht zufrieden. Noch weniger war dies der
Fall mit „Romeo und Julie", das im Sommer

FRITZ BÜRGER BILDNIS DES BAYR. KRIEGS-

MINISTERS FRHR. VON ASCH

FEUERBACH <3s^

1864 entstanden war und nach seines Schöp-
fers Meinung „an Ausdruck, Innigkeit und
Farbe alles andere, was Sie (Schack) von
mir besitzen, hinter sich läßt" (Brief vom
15.Juni 1864). Schack vertauschte das Ge-
mälde, welches auch Pecht „weniger ge-
lungen" findet, gegen zwei Schwind-Bilder.
Wenn sich Schack gegen Feuerbach auch
kritischer verhielt als gegen Geneiii und
Neureuther, so muß doch betont werden,
daß er an ihm nicht irre wurde, sondern
so lange an ihm festhielt, als dieser selbst
es wollte. In Ansehung der vielen Feinde
Feuerbachs und seiner erbitterten Gegner kann
man dieser Treue des Grafen die Anerken-
nung nicht versagen. Allerdings fand das
Bestreben des stets geldbedürftigen Künstlers,
seine Preise in die Höhe zu schrauben, *)
so gerechtfertigt es war, wenig Entgegen-
kommen bei Schack und ebenso ging er auf
seine großen Pläne nur zögernd oder gar
nicht ein. Feuerbachs ganzes Wesen strebte
„mit fast schreckhafter Glut" nach der Dar-
stellung einer großen historischen Idee, zu-
nächst des „Gastmahls des Piaton"; Schacks
Vorliebe galt denjenigen Werken des Künst-
lers, welche dieser später ziemlich verächt-
lich „genrehaft" nannte. So liebenswürdig
sich, nach Feuerbachs eigenen Worten (Brief
vom 1. Mai 1864) sein Verhältnis zu Schack
gestaltet hatte — »wie es auch nicht anders
möglich ist zwischen Naturen, die offen und
klar darliegen" — so wenig konnte es bei
dieser Verschiedenheit des Geschmackes und
dem Selbstbewußtsein und der Empfindlich-
keit des Malers von Dauer sein.

*) So findet sich im Briefe vom Juni 186t an
Schack die Stelle: »Beiläufig erwähne ich, daß ich
den Preis der >Nymphe< auf 800 fl (1000 ist durch-
strichen erhöht habe.c Schack ging auf diese Preis-
steigerung ein. Henriette hatte sie ihm nicht zu
melden gewagt.

(Der Schluss folgt im nächsten Heft)

APHORISMEN

Das ist die Kunst: Du schaffst wie ein Gott —
und vollendest wie die Biene.

*

Liebe und Kunst sind den Menschen gegeben,
damit sie ihre Gottähnlichkeit fühlen.

Wie viel Blut muß fließen, ehe ein Diner zu
stände kommt. Wie viele niedere Triebe gähren,
ehe ein Kunstwerk serviert wird.

Maria Stona

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